duschen/brausen
duschen (gründlich) (Frage 5b)
Die Reinigung des Körpers mittels einer Dusche ist im Lauf des 20. Jahrhunderts immer üblicher geworden; vom kollektiven Duschen als billiger Alternative zum Baden (s. Kommentar zu Kt. 5a) hat es sich u.a. auch im deutschen Sprachraum zum wesentlichen Bestandteil normaler Körperpflege in allen Bevölkerungsgruppen entwickelt. So gibt es in Badezimmern heute oft keine Möglichkeit zum Baden, aber fast immer eine Dusche.
Für die Benutzung der Dusche zur gründlichen Hygiene (Beispielsatz im Fragebogen: „Morgens trink(e) i(ch) meinen Kaffee, dann geh i(ch) ...“) wird überall das von Dusche abgeleitete Verb verwendet, größtenteils einfach als intransitives Verb duschen (I(ch) geh(e) duschen – zur Vokallänge vgl. http://www.atlas-alltagssprache.de/duschen-lutschen). In einigen Regionen wurde daneben aber auch häufiger reflexives mich duschen angeklickt, vor allem im Osten von Österreich (ein paarmal auch in Tirol), in Rheinland-Pfalz und im Elsaß, außerdem gelegentlich in Franken und in Sachsen. Das entspricht dem Gebrauch bei sich waschen (während intransitives ich dusche wie ich bade verwendet wird) und der Tatsache, dass der Duschstrahl in der Frühzeit der Dusche häufig von Bademeistern, Ärzten etc. auf andere gerichtet wurde, es war also zunächst nicht unbedingt normal, sich selbst zu duschen. So ist das Verb doucher im Französischen, der Herkunftssprache des Worts Dusche, noch transitiv – wenn man sich selbst reinigt, heißt es se doucher (wie auch se baigner ‘baden’ – oder prendre une douche/un bain ‘eine Dusche/ein Bad nehmen’).
duschen (kurz) (Frage 5c)
Für einen kurzen Aufenthalt unter der Dusche – „z.B., weil man sich bei heißem Wetter schnell abkühlen will: Wir gehen gleich, aber zuerst muss i(ch) ...“ (so im Fragebogen) – ist ebenfalls intransitives dusche(n) der häufigste, fast überall übliche Ausdruck. Von diesen Informanten wird also kein Unterschied zwischen gründlichem und kurzem Duschen gemacht. Daneben wurde aber bei der zweiten Frage auch vielfach mi(ch) abdusche(n) angeklickt, was unterstreicht, dass nur oberflächlicher Schmutz/Schweiß entfernt werden soll (wie in etwas abwaschen, abwischen etc.). Besonders häufig erscheint mich abduschen im Osten von Österreich, dort heißt es offenbar nur so, man unterscheidet hier demnach konsequent zwischen kurzem und gründlichem Duschen. Nicht ganz so einhellig, aber auch häufig wurde mich abduschen auch im Westen von Deutschland angegeben, vereinzelter erscheint es auch in vielen anderen Regionen. Anders als duschen wird abduschen fast überall transitiv verwendet, man kann etwas/jemanden abduschen oder eben sich selbst. Nur in der Schweiz kommen ganz wenige Ausnahmen von abdusche(n) ohne mi(ch) vor, und nur ein paarmal verstreut in Deutschland und Österreich wurde auch für das schnelle Duschen mi(ch) duschen ohne ab- angegeben (vgl. dagegen Kt 5b). Interessanterweise wurde in dem Gebiet, in dem die Installation als Brause bezeichnet wird (Kt 5a), nur bei der zweiten Frage auch als Verb mi(ch) brausen oder (seltener) mi(ch) abbrausen angegeben, für die gründliche Reinigung sagt man auch hier duschen.
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- 22.09.2021