Nudelholz


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Nudelholz (Frage 1j)

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Foto: privat

Das abgebildete Küchengerät, das zum Ausrollen von Teig dient, wird im DUW einfach als Teigrolle bezeichnet. Auch wenn diese Bezeichnung am einleuchtendsten erscheinen könnte, ist sie kaum üblich; sie ist in nach unseren Daten nur in Ostbelgien, in wenigen Orten in Deutschland und im Süden der Deutschschweiz gebräuchlich. Am weitesten verbreitet sind vielmehr Zusammensetzungen, die entweder das Bestimmungswort Nudel- führen oder das Grundwort -holz. Holz weist darauf, dass das Küchengerät auch heute noch – zumindest in privaten Küchen – meist aus Holz besteht. Das Wort Nudel in den Zusammensetzungen Nudelholz, Nudelrolle und Nudelwalker bezeichnet mehr als nur die Teigwaren, die vor dem Verzehr in leicht gesalzenem Wasser gekocht werden. Die Bezeichnungen bekannter regionaler Gerichte wie die pfälzischen bzw. die bayerischen Dampfnudeln oder die bayerischen Schmalznudeln führen vor Augen, dass unter Nudeln früher wie heute auch Gerichte aus Hefe- bzw. Germteig verstanden wurden bzw. werden, die in Milch und Butter „bratgedampft“ und eher süß sind (wie beiden bayerischen Dampfnudeln) oder in Fett ausgebacken werden und als eher deftig gelten (wie bei den beiden anderen genannten Speisen). Die Herkunft des Worts Nudel ist umstritten (vgl. Pfeifer, Kluge); jedenfalls wurden mit dem entsprechenden Holz bzw. der Rolle seit jeher ganz verschiedene Arten von Teig ausgerollt.

In fast ganz Deutschland, Ostbelgien, Luxemburg und Südtirol heißt das Küchengerät Nudelholz, in der Grafschaft Bentheim auch Nudelrolle. In Österreich sowie in den an Salzburg und Oberösterreich angrenzenden Gebieten Ober- und Niederbayerns bezeichnet man es hingegen als Nudelwalker. Walker leitet sich vom Verb walken ab, das im Althochdeutschen eigentlich ‘kneten’ bedeutete (Pfeifer); man bringt es in den meisten deutschsprachigen Gebieten heute eher mit der Bearbeitung von Wäsche oder Filz in Verbindung.

Trotz der lautlichen Ähnlichkeit ist walken aber wohl nicht mit den Bestimmungswörtern verwandt, die in den beiden Bezeichnungen Wallholz und Wellholz stecken. Zugrunde liegen vielmehr das im schwäbisch-alemannischen Gebiet verbreitete Verb walen ‘wälzen’, 'mit einer rolle platt machen' (DWB XXVII, 1216) bzw. das gleichbedeutende wellen (DWB XXVIII, 1427). Wallholz heißt es in der ganzen Deutschschweiz (wohl auch mit langem -a- ausgesprochen, s. Schweizerischen Idiotikon) sowie im Elsass und in Lothringen; Wellholz dagegen ist vor allem in Baden-Württemberg gebräuchlich, wo es freilich zunehmend von Nudelholz verdrängt zu werden scheint.