Patronatsfest



Patronatsfest (Frage 6b)

In vielen traditionell katholischen Gebieten werden seit Jahrhunderten Feste zu Ehren der Patrone der örtlichen Kirchen gefeiert. Diese sind häufig mit Kirchweihfesten verknüpft (s. Karte Jahrmarkt), die an vielen Orten am Sonntag nach dem Patronatsfest stattfanden (RhWb IV, 534). In den meisten protestantischen Regionen löste sich diese Verknüpfung mit der Zeit, da die Heiligenverehrung dort aufgegeben wurde.

Karte 6b zeigt deutlich, dass es in vielen Gebieten offenbar keine Bezeichnungen für das Patronatsfest gibt – beziehungsweise das Konzept ,Patronatsfest‘ überhaupt nicht existiert. Unbekannt ist es vor allem in den traditionell überwiegend protestantisch geprägten Regionen (wobei im Osten Deutschlands die Zahl der Konfessionslosen heute klar überwiegt), aber auch in ein paar traditionell katholischen Gebieten in der Schweiz, im Südwesten Deutschlands sowie im gesamten Norden Deutschlands.

Dort, wo das Fest gefeiert wird, also in vorwiegend katholisch geprägten Gebieten, ist es meist mit demselben Namen benannt, der auch für das Kirchweihfest üblich ist (vgl. die Karte Jahrmarkt). So ist das Patronatsfest in den meisten Bundesländern Österreichs (außer in Vorarlberg und Teilen Tirols) sowie in Niederbayern und der Oberpfalz als Kirchtag beziehungsweise unter den Lautvarianten Kirtag und Kiritag (Kiridog u. a.) bekannt. Von Luxemburg und Ostbelgien im Westen bis ins sächsische Erzgebirge im Osten hinüber ist in einem breiten Streifen das Wort Kirmes, eine Zusammenziehung aus Kirch(weih)-Messe, üblich. In einem südlich daran anschließenden Streifen hört man Varianten des Ausdrucks Kirchweih, z. B. Kerwe, Kerwa, Kirwa in Oberfranken sowie Teilen Mittelfrankens, der Oberpfalz und der Pfalz, Kerb(e), Kirbe in der Pfalz, im Osten des Saarlands und in Südhessen. Zum Bildungsmuster Kirchweih (genauer: Chilch-Wīhi, s. Schweizer Idiotikon XV, 1051) gehören auch die Varianten Chilbi, Kilbi in der Schweiz.

Auffällig ist ein kompaktes Kirchweih-Gebiet, das ungefähr Mittelfranken, Ostwürttemberg, Bayerisch-Schwaben und Oberbayern umfasst (mit Ausläufern nach Unterfranken und Niederbayern). Auf der Karte zu den Bezeichnungen für Jahrmarkt finden sich in diesem Gebiet sieben verschiedene Wörter für das ‘Jahrmarktsfest’; verglichen damit zeigt sich also, dass die Sprecherinnen und Sprecher hier einen deutlichen Bezeichnungsunterschied zwischen dem Volksfest und dem Patronatsfest machen.

In einigen wenigen Regionen wird schließlich das Wort Patronsfest (im Elsass) oder das latinisierte Patrozinium (in Baden-Württemberg, Vorarlberg und Tirol) verwendet.