ist/war gewesen
ist/war gewesen (Frage 2k)
Das Präteritum ist in der Alltagssprache unüblich geworden, allenfalls im Nordteil des deutschen Sprachgebiets kommt es noch gelegentlich vor. Normalerweise benutzt man für Vergangenes in der Alltagssprache das Perfekt (Vor drei Jahren hat es im März nochmal geschneit. oder An meinem zehnten Geburtstag sind wir mit meinem Opa ins Schwimmbad gegangen.) Am üblichsten sind noch die Präteritumsformen von besonders häufig benutzten Verben (sah, ging, tat, machte, hatte etc.), der Vorteil des Präteritums gegenüber dem Perfekt ist hier einfach die Kürze der Formen, und das Problem entfällt, dass man die Form eventuell nicht präsent hat (wie lautet das Präteritum von bersten...?), weil man diesen Formen ja oft genug begegnet. An allererster Stelle gilt dies für das Verb sein, das ja extrem unregelmäßig ist (wie auch seine Äquivalente in anderen Sprachen) und Formen hat, die ursprünglich zu verschiedenen Verben gehörten: War und gewesen gehen auf ein Verb wesen zurück, das im Mittelhochdeutschen noch existierte, heute jedoch nur noch in der substantivierten Form das Wesen. Gleichzeitig ist sein das häufigste Verb, und so ist war in vielen Dialekten als einzige Form des Präteritums übrig geblieben (s. Schirmunski S. 490f.).
Gleichwohl zeigt die Karte, dass im oberdeutschen Raum (Bayern, Baden-Württemberg, Österreich, Schweiz) vielfach nicht gesagt würde Das Fest gestern war schön, sondern Das Fest gestern ist schön gewesen. In der Schweiz und in Vorarlberg würde man sogar ausschließlich so sagen, und auch in Südtirol und Teilen von Bayern und Österreich dominieren die Meldungen für ist ... gewesen, auch wenn dort überall war daneben steht. In Baden-Württemberg und Bayerisch-Schwaben ist war dagegen schon die häufigere Variante in diesem Satz, und von Franken und der Pfalz an nordwärts wurde fast nur noch Das Fest gestern war schön angeklickt.
Auffällig, wenn auch nur selten angeklickt, ist eine dritte Variante: Das Fest gestern war schön gewesen. Das Plusquamperfekt war ... gewesen (Hilfsverb im Präteritum + Partizip II) wird normalerweise ja verwendet, wenn über etwas Vergangenes gesprochen wird und dann deutlich gemacht werden soll, dass man noch weiter in der Zeit zurückgeht (Gestern hat es hier furchtbar geregnet. Ich hatte [= vorher] gerade die Fenster geputzt...). Im Beispielsatz ist dies jedoch nicht der Fall. Die Kombination von war und gewesen erklärt sich hier wohl gerade daraus, dass war so kurz ist und dem Satz durch das zusätzliche Partizip gewesen etwas mehr Gewicht gegeben werden soll. Die Meldungen für diese Variante stammen vor allem aus Brandenburg, auch noch aus Sachsen und einmal aus Sachsen-Anhalt, es scheint hier also eine regionale Konzentration dieses Phänomens zu geben. Jedoch wurde die Variante (ganz vereinzelt) auch in einer ganz anderen Region angeklickt, nämlich in der westlichen Pfalz.
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- 10.01.2024