Schnick Schnack Schnuck/Schere Stein Papier
In der Doppelfrage 3 a/b ging es zum einen um die Bezeichnung für ein Spiel als auch um die Formel, die man bei diesem Spiel üblicherweise aufsagt. Das weit verbreitete Spiel ist als Zeitvertreib bei Kindern wie auch bei Erwachsenen – auch als Alternative zum Münzenwerfen – beliebt, weil es einfache Regeln hat und es außer jeweils einer Hand der zwei Mitspieler/innen keines anderen Hilfsmittels bedarf. Die Mitspieler/innen formen nach dem Aufsagen einer entsprechenden dreiteiligen Formel (s. 3b) mit der Hand ein Symbol für eine Schere, für einen Stein oder für ein Papier (s. Abbildung aus Wikipedia):
Je nach Wahl des Symbols schlägt die eine Mitspielerin den anderen Mitspieler – Schere schneidet Papier, Papier wickelt sich um den Stein, Stein schleift Schere. Wenn beide dasselbe Symbol verwenden, herrscht Gleichstand. (Bei einer Variante des Spiels kommt ein viertes Symbol hinzu, nämlich der Brunnen, bei dem der Daumen mit den restlichen Fingern eine Art Rohr bildet, das den Brunnenschacht symbolisieren soll. Dabei gewinnt der Brunnen gegen Schere und Stein – beide können in den Brunnen fallen –, während das Papier den Brunnen ,schlägt‘, weil es ihn ,abdecken‘ kann.)
Schnick Schnack Schnuck / Schere Stein Papier / Ching Chang Chong (Bezeichnung des Spiels) (Frage 3a)Die Bezeichnung Schere Stein Papier (Frage 3a) ist in der Deutschschweiz, in Liechtenstein, Südtirol, fast ganz Österreich, in den meisten Regionen Baden-Württembergs (besonders in der westlichen Hälfte) und Ostbelgiens, an vielen Orten in Norddeutschland sowie vereinzelt in Oberbayern (dort in der Regel am zweithäufigsten genannt) und anderen Regionen üblich. Am weitesten verbreitet ist in Deutschland, daneben auch in Ostbelgien, Luxemburg und an einigen Orten in Österreich, der Ausdruck Schnick Schnack Schnuck, bei dem nur die Vokale in den drei ansonsten lautgleichen Einsilblern wechseln (ähnlich wie bei ablautenden Verben: finden fand gefunden). Nach diesem Lautmuster funktioniert auch der Name Sching Schang Schong, den das Spiel an vielen Orten Norddeutschlands hat, vor allem in Schleswig-Holstein, Hamburg und Teilen Niedersachsens. Die Formel mutet chinesisch an (man findet auch die Schreibung Ching Chang Chong), hat aber nichts mit der chinesischen Bezeichnung des in China ebenfalls bekannten Spiels zu tun (石头 剪子 布, Shitou Jianzi Bu). Sie könnte aber mit der möglichen asiatischen Herkunft des Spiels zusammenhängen; ob das Spiel tatsächlich etwa auf das japanische Trinkspiel Sansukumi-ken (三すくみ拳) zurückgeht, ist jedoch nicht sicher geklärt (s. Wikipedia).
Schnick Schnack Schnuck / Schere Stein Papier / Ching Chang Chong (Formel beim Spielen) (Frage 3b)
Die Bezeichnungsvarianten des Spiels stimmen mit den jeweiligen Formeln überein, die ,auf drei‘ von beiden Mitspieler/innen aufgesagt werden (Frage 3b). Beim Vergleich mit der Karte, die die Bezeichnungen des Spiels zeigt, fällt aber auf, dass die beiden Ausdrücke Sching Schang Schong und Schnick Schnack Schnuck weiter verbreitet sind als die genannten Bezeichnungen für das Spiel: Sching Schang Schong als Formel hat eine weitere Verbreitung im Norden als die gleichlautende Bezeichnung für das Spiel. Und als Formel wird Schere Stein Papier aus ganz Österreich, Südtirol und der Schweiz, in Deutschland nur aus Baden-Württemberg, aus zwei Orten in Niedersachsen sowie aus je einem Ort in Ostbelgien und Lothringen gemeldet – überall sonst sagt man Schnick Schnack Schnuck. Der Unterschied zwischen den Antworten für die Bezeichnungen für das Spiel und die Formeln mag bei der Variante Sching Schang Schong auch darauf zurückzuführen sein, dass sich viele Informant/innen des Diskriminierungspotentials des Ausdrucks (s. Zhao / Li 2021: 169)[1] bewusst sind und daher für die Bezeichnung das unverfänglichere Schere Stein Papier wählten.
[1] Zhao, Jing & Yuan Li (2021): "Migranten als Inbegriff intersektionaler Subjekte – Analyse von Diskriminierungserfahrungen der in Deutschland lebenden ChinesInnen." In: Interkulturelles Forum der deutsch-chinesischen Kommunikation 1(1), 159–184. https://doi.org/10.1515/ifdck-2021-2007.
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