Weiches / hartes b


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Weiches / Hartes b (Frage 3m)

Die Laute b und p gehören wie d und t oder g und k zu den „Verschlusslauten“ oder „Plosiven“, d.h. sie werden gebildet, indem das Ausströmen der Luft durch den Mund durch ein Hindernis (im Fall von b und p: die Lippen) zunächst kurz komplett blockiert wird und dieser Verschluss dann plötzlich, “explosionsartig“, geöffnet wird. Der Kontrast zwischen b und p (wie auch zwischen d und t oder g und k) ist nach der Standardlautung durch mehrere artikulatorische Unterschiede markiert: bei b (oder d und g) schwingen die Stimmlippen mit, bei p (wie t und k) ist die Stimme dagegen nicht beteiligt; außerdem wird bei p (t, k) mehr Luftdruck hinter der Verschlussstelle aufgebaut und das Geräusch bei der Öffnung und beim Einsetzen des folgenden Vokals ist dementsprechend stärker (s. Kohler 1995, 59f.); in stark betonten Silben, z.B. am Wortanfang, ist bei p (t, k) nach der Öffnung des Verschlusses häufig auch noch ein leichtes Hauchgeräusch („Aspiration“) zu hören, bevor der folgende Laut einsetzt.

In den meisten deutschsprachigen Regionen werden jedoch nicht alle diese drei Unterschiede gemacht. Insbesondere im Süden ist auch bei b, d und g die Stimme oft kaum oder nicht beteiligt, dominierend ist hier der Unterschied in der Intensität. In einigen Regionen hat sich die Aussprache von p, t und k darüber hinaus so stark an die von b, d bzw. g angenähert, dass die Unterscheidung schwierig wird. Aus der Außensicht sind die hierdurch möglichen Missverständnisse vor allem zur Erheiterung in Witzen genutzt worden, besonders in Witzen über das Sächsische oder Fränkische – aber auch in den betreffenden Regionen identifiziert man sich oft mit diesem Merkmal, wie Werbeslogans, Aufkleber u.ä. zeigen („Fränggisch“ u.ä.). Für Kinder aus diesen Regionen kann es aber auch schwieriger sein, die Unterscheidung in der Schriftsprache zu erwerben, und es bleibt auch für Erwachsene ein Problem, Familiennamen eindeutig zu buchstabieren, wo man ja oft nicht wissen kann, wie sie geschrieben werden. Die Buchstabennamen operieren auch nur mit der phonetischen Unterscheidung zwischen diesen Lauten (jedenfalls bei be und pe sowie de und te – bei ge und ka hilft dagegen auch der Vokal). Abhilfe bietet hier der spezifizierende Zusatz: weiches b (b) oder hartes b (p), z.B. in „Bertolt – mit hartem d am Ende und weichem b am Anfang“ (im Unterschied zu anderen Varianten des Namens wie Bertold, Perthold usw.).

Die Gebiete, in denen die InformantInnen angegeben haben, dieser Zusatz sei bei ihnen üblich, sind recht klar umrissen. In Deutschland handelt es sich vor allem um Franken und erwartungsgemäß um Sachsen, da allerdings sind die Antworten nur im Süden einhellig, im Nordosten überwiegt schon „manchmal" (was auch im Süden von Sachsen-Anhalt gemeldet wurde), und östlich von Dresden sogar „unüblich". Und fast geschlossen wird diese Unterscheidung in Österreich und Südtirol als üblich angegeben. Dass der Zusammenhang dieses Ausdrucks mit den dialektalen Lautverhältnissen nicht so eng ist, wie man annehmen könnte, wird hier in der scharfen Abgrenzung zwischen Österreich (üblich) und Bayern (unüblich) deutlich: Eine Dialektgrenze verläuft hier nicht. In den Karten des AADG zur Aspiration bei p (http://prowiki.-mannheim.de/bin/view/AADG/PensionierteP) ist allerdings in vielen Teilen Österreichs eine deutlich stärkere Tendenz zu nichtaspirierter Aussprache zu erkennen, jedoch nicht in Oberösterreich und Salzburg, an der Grenze zu Bayern. Eine Erklärung für die klare nationale Abgrenzung in unserer Karte zur Bezeichnung der Buchstaben könnte sein, dass (nur) in österreichischen Schulen der Brauch etabliert ist, in dieser Weise beim Schreibenlernen den Unterschied zwischen b und p deutlich zu machen.