Samstag
Samstag/Sonnabend(Frage 1l)
Bis zum Anfang der 2000-er Jahre wurde in der ARD-„Tagesschau“, für viele immer noch die wichtigste Referenz für Standarddeutsch, am Freitagabend die „Wettervorhersage für morgen, Sonnabend, den ...“ angekündigt. Dann wechselte die in Hamburg produzierte Nachrichtensendung zu „morgen, Samstag, den ...“ (Elspaß 2005a, S. 13, Fn. 25). Damit reflektierte sie einen klaren Trend.
Bislang gibt es im deutschen Sprachraum immer noch beide Bezeichnungen für den Wochentag vor dem Sonntag, Samstag und Sonnabend. Samstag, ahd. sambaʒtag, geht auf got. *sambatō und weiter vulgärgriech. *sámbaton zurück, das von hebr. šabbāt ‘wöchentlicher Ruhetag (der Juden)’ kommt, zusammengesetzt mit -tag nach dem Muster der anderen Wochentagsnamen (Pfeifer). Die anderen Wochentagsnamen entsprechen jedoch (bis auf Mittwoch) noch dem vorchristlichen, von den Römern übernommenen Benennungsmuster, bei dem die sieben Tage ursprünglich den sieben am besten sichtbaren Planeten zugeordnet wurden bzw. den entsprechenden Gottheiten, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn – die römischen Gottheiten wurden bei den Germanen dann durch die entsprechenden germanischen ersetzt (Donar/Thor und Freia statt Jupiter und Venus, daher Donnerstag/thursday und Freitag/friday statt jeudi/giovedì und vendredi/venerdì – wie auch Montag statt lundi/lunedì). Für den Tag vor dem Sonntag blieb auch bei den Germanen die Bezeichnung nach Saturn üblich, s. engl. saturday, nl. zaterdag und in westlichen niederdeutschen und niederfränkischen Dialekten noch Sater(s)tag (vgl. König, Elspaß & Möller 2019, S. 186). Im Zusammenhang mit der Christianisierung wurde dieser Wochentag dann jedoch umbenannt, im oberdeutschen Raum breitete sich ahd. sambaʒtag > Samstag aus (s.o., so auch frz. samedi), im mitteldeutschen, dann auch im niederdeutschen Gebiet (s. DWB Bd. 16, Sp. 1587) setzte sich dagegen ahd. sunnūnāband (9. Jh.) > Sonnabend (zunächst ‘Vorabend des Sonntags’, dann auf den ganzen Tag bezogen, wie bei Heiligabend) durch.
In den meisten Regionen ist Samstag heute die einzige Bezeichnung, nur in Ostdeutschland dominiert teilweise noch Sonnabend, daneben wurde aber auch hier überall Samstag angegeben; in Niedersachsen und Schleswig-Holstein erscheint Sonnabend zumeist nur als Zweitvariante.
Schon der Wechsel bei der „Tagesschau“ weist auf eine rezente Veränderung des Gebrauchs in Norddeutschland zugunsten von Samstag hin. Noch deutlicher zeigt sich das, wenn man verschiedene Karten vergleicht: In den Dialekten vor dem Zweiten Weltkrieg (s. DWA Bd. 5, Kt. 16) war Samstag nur etwa vom Main an südlich gebräuchlich, im Westen noch bis hinauf in den Kölner Raum. Nördlich anschließend galt überall Sonnabend (in verschiedenen Lautformen) und westlich der Weser Sater(s)tag. Im Dialekt hat sich Sater(s)tag im Westen bis heute erhalten (vgl. RWA Kt. 40).
1. Karte: Antworten der InformantInnen ab 30 Jahren
2. Karte: Antworten der InformantInnen bis 29 Jahre
- [Impressum]
- [Datenschutz]
- 12.12.2023