Plural von (Frage-)Bogen

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Fragebogen / Fragebögen (Plural) (Frage 6b)

Es sind insgesamt drei Fragebögen/Fragebogen, die man ausfüllen muss.

Das Wort Bogen hatte im Mittelhochdeutschen noch kein -n am Ende; es handelt sich um einen der zahlreichen Fälle, wo ein Wort ursprünglich schwach, nach dem Muster der Hase – des Hasen – die Hasen, dekliniert wude und dann das -n, das in allen Fällen außer dem Nominativ Singular am Ende steht, auch in diesen übernommen worden ist. Gleichzeitig wurde dann auch der Genitiv nach einem anderen Deklinationsmuster mit -s gebildet: der Bogen – des Bogens statt der Boge – des Bogen. Diese Entwicklung fand vor allem zwischen der 2. Hälfte des 15. Jhs. und der Mitte des 16. Jhs. statt (Fnhd. Gr. §M6 S. 170). In Einzelfällen sind aber auch heute noch Dubletten geblieben wie Friede/Frieden oder Wille/Willen, die auf eine nicht abgeschlossene Entwicklung dieser Art hinweisen. Bei den meisten Fällen ist uns die Form ohne -n aber vollständig fremd geworden (Balken, Braten, Brunnen, Daumen, Flecken, Garten, Husten, Kragen, Kuchen, Magen, Nacken, Schaden - vgl. noch Schade! – und viele andere haben alle diese Entwicklung durchgemacht, s. Mhd. Gr. § M10 S. 192, Fnhd. Gr. § M6). Das DWB (Bd. 2, Sp. 218) nimmt jedoch noch entschieden präskriptiv Stellung gegen den „bei uns eingerissenen nom. bogen“.

Das Problem, dass der Singular und der Plural damit auch im Nominativ ununterscheidbar geworden sind, ist gelöst, wenn – wie im Frühneuhochdeutschen verbreitet – per Analogie zu Substantiven mit ursprünglich phonologisch motiviertem Plural-Umlaut auch bei Wörtern wie Boge(n) der Plural durch Umlaut gekennzeichnet wird. Über die bis heute erhaltenen Fälle Gärten, Mägen, Krägen, Schäden u. a. hinaus findet sich dies im Frühneuhochdeutschen auch etwa in Brünnen, Kärren, Gedänken, Nämen (s. Fnhd. Gr. §M10 Anm. 3, 11). Bei Bogen existiert beides, auch wenn das DWB (ebd.) sich hierzu noch ablehnender äußert: „noch sprachwidriger ist, wenn man aus dem sg. bogen sogar den pl. bögen bildet, wie schon Lohenst[ein]“. Nach Duden online ist die Form mit Umlaut „besonders süddeutsch, österreichisch und schweizerisch“. Nach unserer Erhebung ist jedoch zumindest beim Kompositum Fragebogen die Form Fragebögen mit Umlaut überall die üblichere, und umgekehrt kommt die Pluralform (drei) Fragebogen ohne Umlaut überhaupt nur in Süddeutschland und Österreich vereinzelt vor, zumeist als Zweitmeldung (letzteres in Österreich – ohne Vorarlberg – etwas häufiger). In Vorarlberg, in der Schweiz und in Südtirol wurde (drei) Fragebogen ohne Umlaut dagegen überhaupt nicht angegeben. Dies stimmt teilweise mit den Ergebnissen der Variantengrammatik überein, wonach auch in der geschriebenen Sprache die Variante mit Umlaut überall dominiert und die Variante ohne Umlaut am ehesten im oberdeutschen Raum zu finden ist (s. http://mediawiki.ids-mannheim.de/VarGra/index.php/Bogen). Ein auffälliger Unterschied zu unserer Karte besteht allerdings in der Schweiz, wo der Plural ohne Umlaut in Zeitungstexten nicht nur vorkommt, sondern sogar häufiger ist als in anderen Regionen, z.B. in Österreich.