auf dem Schlauch / auf der Leitung stehen

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auf dem Schlauch / auf der Leitung stehen (Frage 2c)

Für diese Karte hatten wir folgende Situation vorgegeben: „Wenn man gerade überhaupt nicht verstanden hat, was der/die andere gemeint hat (und ihn/sie bitten wird, dasselbe noch einmal anders zu sagen)“. Unsere Gewährsleute sollten dabei folgenden Satz ergänzen: „Ich steh g(e)rad(e) ...“.

Uns ging es um den Gebrauch der beiden Redewendungen auf dem Schlauch stehen und auf der Leitung stehen. Hinter diesen beiden Ausdrücken steht die – eigentlich seltsame – Vorstellung, dass man unabsichtlich auf einem Schlauch oder einer Leitung steht und dadurch selbst den Durchfluss einer Information verhindert, die einen selbst erreichen soll. (Der Redewendungen-Duden 2020 erklärt, dass die Leitung hier als Telefonleitung zu verstehen sei, durch die – wie „Wasser durch einen Gartenschlauch“ –  eine Nachricht fließe.)

In Deutschland, Ostbelgien, der Deutschweiz und Liechtenstein ist in diesem übertragenen Zusammenhang ganz überwiegend auf dem Schlauch stehen gebräuchlich. In Luxemburg, Elsaß und Lothringen sowie ganz überwiegend auch in Österreich und in Südtirol ist hingegen die Redewendung auf der Leitung stehen üblich.

Der Ausdruck auf dem Schlauch stehen kann noch mit einer etwas anderen Bedeutung verwendet werden, nämlich ‘in einer schwierigen, unangenehmen Lage sein; nicht mehr weiterwissen, weiterkönnen; ratlos, hilflos sein’, z. B.  „Wer keine Reserven hat, steht da schon mal auf dem Schlauch. [Thüringer Allgemeine, 03.11.2020]“ (nach DWDS, 21.06.2024). Eine noch speziellere Bedeutung ist ‘(zu) wenig Geld haben, kein Geld (mehr) haben’, z. B. „[Er] stand zum Fälligkeitstermin auf dem Schlauch. [Die Zeit, 08.04.2010]“ (nach DWDS, 21.06.2024). Diese Kontexte wurden nicht erfragt; jedenfalls kann mit einiger Gewissheit gesagt werden, dass in solchen Zusammenhängen die Wendung auf der Leitung stehen nicht verwendet wird.