Donnerstag vor dem Rosenmontag

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Donnerstag vor dem Rosenmontag (Frage 1)

Der Rosenmontag gilt in vielen Gegenden als Höhepunkt des Karnevals, der Fastnacht oder des Faschings (vgl.  AdA: Zeit vor dem Aschermittwoch) und wird dort 48 Tage vor dem Ostersonntag gefeiert. Auch der Donnerstag vor diesem Rosenmontag gilt in diesen Regionen meist als wichtiger Tag; vielerorts wird damit die ,heiße Phase‘ der Feiertage vor der Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt, eingeläutet. (Anderswo, z.B. in Axam in Tirol, endet mit diesem Tag auch das bunte Treiben.)

Wir hatten nach dem ortsüblichen Namen für diesen Donnerstag gefragt. Die Karte zeigt zunächst einmal, in welchen Gegenden dieser Tag keinen besonderen Namen hat – wohl, weil er in der Karnevals-/Faschings-/Fastnachtszeit dort keine besondere Rolle spielt (auf der Karte unter „unüblich“). Das sind der Norden und Osten Deutschlands,  die meisten Bundesländer Österreichs (außer Tirol und Vorarlberg), Luxemburg und Teile des Elsaß, Lothringens und der Schweiz. In den meisten Regionen in der Mitte Deutschlands bis zum Main, teilweise auch noch in Franken, wird der Tag Weiberfastnacht genannt. Die Bezeichnung rührt von dem Brauch her, dass an diesem Tag oft als alte Frauen verkleidete „Weiber“ symbolisch das Regiment im öffentlichen Leben am Ort übernehmen. Der Ausdruck Altweiberfastnacht, der vor allem in der Pfalz verwendet wird, betont, dass die Kostümierung an alte Frauen erinnern soll. In den Regionen, in denen nicht Fastnacht gesagt wird, heißt es entsprechend Altweiberfasching; dies wurde vor allem aus Franken gemeldet. Insbesondere im nördlichen Rheinland und im Münsterland sagt man einfach nur Altweiber.

Eine Reihe von Bezeichnungen weist darauf hin, dass in den letzten Tagen vor der Fastenzeit noch einmal üppig gegessen werden darf – und das war früher vor allem mit fettigen Speisen verbunden. (Auch heute noch ist an den diesen Tagen das Essen von Fettgebäck wie [Faschings-!]Krapfen / Berlinern beliebt.) So wird dieser Donnerstag in Ostbelgien, in der Eifel und im Saarland mancherorts Fetter Donnerstag genannt. Schmutziger Donnerstag (Schmotziger Donnschtig usw.), wie es im größten Teil Baden-Württembergs sowie in der Schweiz, in Liechtenstein und teilweise auch in Vorarlberg heißt, gehört ebenfalls zu diesen Bezeichnungen: Schmutzig / schmotzig bedeutet in den alemannischen Dialekten ‘fett, mit Fett geschmelzt’ (DWB XV 1140; BadWb IV, 653; Lemma schmutzig  ElsWb II, 490b; SchwWb V, 1013, Schweizerisches Idiotikon IX, 1055). Auch der Ausdruck Schwerdonnerstag, wie man an einigen Orten im Rhein-Mosel-Gebiet sagt, weist in diese Richtung: Schwer- ist in Verbindung mit der schwer verdaulichen Kost zu denken, die fetthaltige Speisen darstellen (vgl. RhWb VII, 2061f.).

An das übermütige, ausgelassene, ausschweifende Treiben in den Tagen der Fastnacht bzw. des Faschings erinnern einige weitere Bezeichnungen aus dem Süden des deutschen Sprachraums. In Bayerisch-Schwaben und den angrenzenden Gebieten Vorarlbergs werden drei lautlich und semantisch sehr ähnliche Ausdrücke verwendet. Bei Gumpiger Donnerstag oder Glumpiger Donnerstag (/Dunnschtig etc.) ist das Adjektiv gumpig abgeleitet aus dem Verb gumpen, das eigentlich ‘(übermütig) hüpfen, (übermütige) Sprünge machen, sich austoben’ heißt; im Zusammenhang mit dem Gumpigen Donnerstag wird es aber erklärt mit dem Brauch (bei Kindern), „sein Gegenüber zum Spaß an der Nase zu ziehen, d. h. zu gumpen ‘an der Nase des anderen Pumpbewegungen auszuführen’“ (DWbBS, 399). An einigen Orten dieser Region heißt es auch Lumpiger Donnerstag – zu lumpig i.S. von ‘liederlich, ausschweifend, nichtsnutzig’ (DWbBS, 399). Eine weitere Variante ist Glumpiger Donnerstag (zu gelumpig ‘liederlich, ausschweifend’, DWbBS, 227). In Altbayern (auch noch in Teilen Mittelfrankens) sowie in Tirol und Südtirol wird der letzte Donnerstag vor der Fastenzeit der Unsinnige Donnerstag genannt. Auch unsinnig ist hier i.S. von ‘ausgelassen, närrisch’ gemeint (DWB XXIV, 1399).