Eichhörnchen/-kätzchen


Eichhörnchen/-kätzchen (Frage 2h)

12_2h_Eichkatzerl

Foto: privat

Bei der Bezeichnung für das abgebildete „kleine Nagetier, das im Herbst vor allem Nüsse sammelt“, findet man in der Alltagssprache im deutschen Sprachraum eine deutliche Zweiteilung: Im Norden und im Südwesten verwendet man den Typ Eichhörnchen (mit verschiedenen Diminutiv- und Aussprachevarianten, z.B. Eichhörnle, Eichörnli usw.) und im Südosten den Typ Eichkätzchen (Oachkatzerl usw.). Die Verteilung folgt dabei nicht den Staatsgrenzen: In Vorarlberg ist der Typ Eichhörnchen üblich, wie in der Schweiz, in Liechtenstein und im größten Teil Deutschlands, im übrigen Österreich und in Altbayern und Südtirol dagegen der Typ Eichkätzchen. Bei dem Wort Eichhörnchen bzw. zunächst Eichhorn ist schon früh volksetymologische Umdeutung im Spiel gewesen: Der zweite Teil von germ. *aikurna-, *-wern-, *īkwern- wurde offenbar im Ahd. an das Wort Horn angeglichen (ahd. eihhurn(o), eihhorn(o), 11. Jh. – dieser Umdeutung verdankt heute die ganze Nagetierfamilie den Namen Hörnchen, vgl. auch Streifenhörnchen usw.). Die Diminutivform Eichhörnchen (usw.) ist erst seit dem 17. Jh. bezeugt und hat erst seit dem 19. Jh. das bis dahin üblich Eichhorn abgelöst (Pfeifer). Auch der erste Teil des Worts, Eich-, verwies ursprünglich vielleicht nicht auf den Baum, sondern wird mit einer indoeuropäischen Wurzel *aig- 'sich heftig bewegen' erklärt (Pfeifer, EWN). Die Anlehnung an Eiche liegt jedoch nahe, bei dem Namen eines Tiers, das auf Bäumen lebt und Eicheln frisst und sammelt (wenn auch nur unter anderem, nicht bevorzugt). So sind von Eichhorn aus auch weitere Bezeichnungen entstanden, die Eich- als Bestimmungswort haben, deren Grundwörter aber andere kleine Säugetiere bezeichnen und metaphorisch übertragen wurden, wie Eichkätzchen oder Eichhäsel (-hase). Während Letzteres für die Alltagssprache nur noch im elsässischen und lothringischen Gebiet als normal angegeben wurde, existiert die Bezeichnung im Dialekt auch in der Pfalz, wie übrigens auch Eichkätzchen/-le (PfWB). Die klare Verteilung zwischen den beiden alltagssprachlichen Hauptvarianten geht also zum einen auf die Ablösung kleinräumigerer Bezeichnungen zurück, zum anderen aber auch noch auf regionalen Ausgleich zwischen diesen beiden Varianten. Auch die aus Luxemburg gemeldete Form Kaweichelchen ist im Dialekt auch im angrenzenden deutschen Gebiet üblich; Kaw- kann dabei auf kauen oder ein ähnliches Verb in der Bedeutung 'kauen, nagen' zurückgehen (s. RWA Kt. 79). Die einfache (oder durch lautliche Vereinfachung entstandene) Ableitungsform Eicherle ist ebenfalls in verschiedenen Regionen zu Hause, auch in unserer Karte erscheint sie noch in verschiedenen oberdeutschen Gegenden (Elsass, Vorarlberg, Südtirol).

[Mitarbeit: Gül Agirman]