Tür(e) ab-/aufschließen

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Tür(e) aufschließen (Frage 8d)

Auf die Fragen nach den Wörtern für die Tätigkeiten, bei denen „man die Tür eines Gebäudes oder Raumes mit einem Schlüssel verriegelt“ bzw. „… entriegelt“, wurden verschiedene Verben mit den beiden Stämmen -schließen – in der Schweiz meist in der gerundeten Aussprachevariante -schlüssen – und -sperren gemeldet. Während sperren etymologisch auf das Verriegeln mit einem vorgeschobenen Sparren oder Balken verweist (Pfeifer, 1322), lässt schließen (Herkunft unklar) keinen Bezug zu einer bestimmten Verriegelungstechnik bzw. -vorrichtung erkennen (gemeint sein können Verschlüsse mit Pflock, Knopf, Haken oder eben auch: Schloss).
Das -sperren-Gebiet umfasst auf einer westlichen Seite Luxemburg, das Saarland und den Westen von Rheinland-Pfalz und auf einer südöstlichen Seite Bayern (mit kleinen Ausläufern in den südwestlichen Zipfel Sachsens und den südöstlichen Zipfel Baden-Württembergs), Österreich und Südtirol. Formen mit -schließen finden sich im übrigen Gebiet.
Die Karte zur Frage nach dem „Entriegeln“ entspricht mit den beiden Varianten aufsperren und aufschließen genau dieser Verteilung. Als dritte Variante tritt hier – aus Bern und den südlichen Kantonen gemeldet – noch auftun/uftue hinzu.

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Tür(e) abschließen (Frage 8c)

Auf die Frage nach dem „Verriegeln“ wurde aus dem -sperren-Gebiet zumeist die Form zusperren genannt, seltener absperren. Im -schließen-Gebiet lassen sich drei Verbreitungsräume erkennen: Im Nordwesten und auch in Baden und den nördlichen Schweizer Kantonen wird offenbar ausschließlich abschließen gesagt. Aus der übrigen Schweiz wurden dann auch die Formen b(e)schließen/bschlüssen oder gschlüssen (Wallis) genannt. Im restlichen Gebiet wechselt sich die Form abschließen mit zuschließen ab, wobei zuschließen in Thüringen, Sachsen sowie den südlichen Teilen von Sachsen-Anhalt und Brandenburg klar dominiert.
Für den WDU wurde in den 1970er und 1980er Jahren nach den Bezeichnungen für das Verriegeln einer „Wohnung“ gefragt. Die aus diesen Daten angefertigte Karte (WDU 4-6) zeigt große Ähnlichkeiten mit unserer abschließen/…-Karte, allerdings auch einige auffällige Unterschiede: Auf der alten Karte wurde (v. a. im Norden) auch verschließen gemeldet. Außerdem weist sie (im sperren-Gebiet) eine größere Verbreitung der Variante absperren aus. Auffällig ist auch, dass sie für die Schweiz kaum Meldungen für abschließen zeigt; diese Variante scheint sich in den letzten Jahrzehnten – vom Norden her und auf Kosten von bschlüssen oder auch gschlüssen – zunehmend in den Sprachgebrauch in der Schweiz verbreitet zu haben.