verschnaufen

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verschnaufen (Frage 4f)

Wir hatten nach einem Ausdruck für das gefragt, was man tut, „wenn man zu viel gelaufen ist und eine Pause machen muss“ und folgenden Satz zur Vervollständigung genannt: „I(ch) muss (...) kurz ...“.

Obwohl viele verschiedene Verben zur Auswahl angeboten waren, nämlich verpusten, verschnaufen, schnaufen, ausschnaufen, sich ausschnaufen, durchatmen, ausruhen (uusruewe usw.) und sich ausruhen (si uusruewe usw.), und auch ein freies Antwortfeld zur Verfügung stand, ist fast überall das Verb verschnaufen als ortsüblich angeklickt worden. Nur in Südtirol ist offenbar schnaufen gebräuchlicher. Die Verbreitung von verschnaufen bis in den hohen Norden ist insofern bemerkenswert, als das Verb schnaufen nur südlich der Mainlinie (mit Ausnahme des Osten Österreichs) gebräuchlich ist, wie auf der atmen vs. schnaufen-Karte (https://www.atlas-alltagssprache.de/atmen/) zu sehen ist. Stimmig ist mit dieser Karte, dass die wenigen Belege für durchatmen nur aus dem nördlichen atmen-Gebiet (inkl. Luxemburg) stammen, während ein anderes Verb mit -schnaufen, nämlich ausschnaufen, wiederum nur aus dem Süden gemeldet wurde. Dass der einzige Ort, für den verpusten als ortsübliche Variante angegeben wurde, im Norden liegt, passt zur Verteilung von pusten vs. blasen (https://www.atlas-alltagssprache.de/r13-f3d-e/), die auf zwei verschiedenen Karten zu sehen ist.

Wortgeschichtlich hat schnaufen eine beachtliche Karriere gemacht: Mittelhochdeutsch und mittelniederdeutsch lautete das Verb snûben, diese Form setzt sich in dem heutigen Wort schnauben fort; schnaufen hingegen geht auf die spätmittelhochdeutsche Form snûfen zurück, die als oberdeutsche Nebenform zu snûben gesehen wird (DWB Bd. 15, 1206; Pfeifer). Den Langvokal von spätmittelhochdeutsch snûfen hat (ver-) schnaufen natürlich noch in den alemannischen Dialekten in der Deutschschweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein, am Bodensee und am Oberrhein behalten – also ohne den Diphthong -au- –, sodass man dort in der dialektalen Alltagssprache verschnūfe(n) (z.B. Schweizerisches Idiotikon Bd. IX, Sp. 1163f.) sagen würde.