Schubkarre/Scheibtruhe/Garette


Schubkarre/Scheibtruhe/Garette (Frage 2e)

12_2e_Schubkarren_klein
Foto: privat

Für das „abgebildete Transportgefährt mit einem Rad und zwei Griffen“ gibt es im deutschen Sprachraum eine ganze Reihe von unterschiedlichen Bezeichnungen, die sich national bzw. regional gut eingrenzen lassen. Die meisten dieser Bezeichnungen sind zweiteilig und haben als Grundwort -karre(n), -truhe oder -gratte.

In Deutschland, in Ostbelgien und in Luxemburg, z. T. auch in Vorarlberg und Liechtenstein, ist das Wort (die) Schubkarre üblich; regional wird das Wort auch ohne End-e (wie d’ Schubkarr in Luxemburg) oder mit langem oder kurzem -i- im Bestimmungswort (die Schiebkarr(e) oder Schippkarr(e) in manchen Orten Norddeutschlands) verwendet. In vielen Teilen Süddeutschlands sowie auch Teilen Tirols und Vorarlbergs ist die auf -n auslautende und damit maskuline Form (der) Schubkarren gebräuchlicher (so wie auch standardsprachlich im Süden eher der Karren verwendet wird). Karre(n) ist ein Lehnwort aus dem lateinischen carrus ‘eine Art vierrädriger Transportwagen’ (Pfeifer). Im Elsass und auch in Lothringen wird -karren mit dem Verbstamm schalt- zu Schal(t)karren verbunden (ElsWb, LothWb); bei diesem Gebrauch von schalten klingt noch dessen „alte sinnliche bedeutung des stoszens, schiebens, ziehens, führens“ an (DWB XIV, 2100).

Auf ital. carretta ‘Karren’ – und damit letztlich auch wieder auf lat. carrus – geht (die) Garette zurück, das in der Deutschschweiz und z. T. in Liechtenstein und Vorarlberg üblich ist (in der Schriftform Karrette , s. VWB, Duden online). Das Wort bezeichnet einen „zweirädrige[n] Karren mit einem darauf befestigten Korbe“ (s. Schweizer Idiotikon III, 428f. unter Carrette). Eine synkopierte Form davon liegt wohl dem Wort (der) Gratte(n) (DWB) zugrunde, das sich in Südtirol mit dem Bestimmungswort Schub- zu (der) Schubgratten verbindet. Eine verwandte, nur vokalisch verschiedene Form ist Grutte, die dem aus Osttirol gemeldeten Radlgrutte zugrundeliegt.

In Österreich sind – außer in Tirol und Vorarlberg – überwiegend Wörter mit dem Grundwort -truhe üblich. Truhe ist auch in diesen Gebieten eine „längliche, mit Deckel verschließbare hölzerne Kiste“; das mit Truhe verwandte Worte Trog deutet aber schon darauf hin, dass die Kiste – wie bei dem hier behandelten Gefährt – oben offen sein kann (Pfeifer). In den meisten Gebieten Österreichs heißt es Scheibtruhe, wobei scheib(en) eine Nebenform zu schieb(en) ist. In Teilen Kärntens wird -truhe mit Radl- zu Radltruhe verbunden. Die Formen mit -truhe (in den bairisch-österreichischen Dialekten oft -truche oder -truchn ausgesprochen) verweisen darauf, dass früher nicht nur das Fahrgestell, sondern auch die Auflage, die heute meist aus einer Metallwanne besteht, aus Holz waren (vgl. Wikipedia).

Speziell aus Franken gemeldet ist schließlich Robbern. Das dialektal auch im Hessischen und Bairischen bezeugte Wort geht zurück auf das Kompositum Rad-Bähre (mhd. radeber, s. Lexer/ DWB XIV, 44 Radebäre), wobei Bähre zu einem Verb mit der Bedeutung ‘tragen’ gehört, das im Deutschen nicht mehr existiert, aber in engl. bear und dt. gebären, in Bahre sowie im Suffix -bar noch greifbar wird.