Lenas Auto
Lenas Auto (Frage 6g)
Auf die Frage nach der Besitzerin einer Sache, in diesem Fall eines Autos, kann man mit kurzen Sätzen antworten. Unsere Frage lautete, wie man in folgender Situation ortsüblich sagen würde: „Wenn jemand fragt: ,Wem gehört das/des Auto?‘ und man sagen will, dass es (der) Lena gehört: ,Das/Des ist/isch ...‘.“ Die Varianten, die wir zur Auswahl anboten, lehnten sich an die Varianten an, die wir auf eine ähnliche Frage aus der Runde 9 erhalten hatten (vgl. AdA-Karte Rd. 9, 2f [https://www.atlas-alltagssprache.de/attribut/]), und wurden durch weitere Varianten ergänzt, die uns im Nachgang mitgeteilt wurden.
Unsere Karte zeigt, wie so häufig, eine Nord-Süd-Teilung des deutschsprachigen Gebiets. Der ,Norden‘ umfasst in diesem Fall auch die ripuarischen Dialektgebiete, Luxemburg, Nordhessen, und die nördlichen Gebiete von Thüringen und Sachsen. In diesem nördlichen Gebiet und darüber hinaus auch im Westen Österreichs (Vorarlberg, Westtirol), Südtirol und vereinzelt im Südwesten Deutschlands und in der Deutschschweiz würde man üblicherweise die Genitivform hören: Das ist Lenas. (Auch Frauennamen können ein Genitiv-s erhalten, während feminine Substantive endungslos sind und nachgestellt werden, vgl. etwa Das ist der Schlüssel der Frau.)
Im südlichen Teil des Sprachgebiets sind Konstruktionen mit possessivem Dativ üblich. In diesem Fall besteht dieser nur aus dem/der Besitzenden (Possessor; hier: Lena), der/die im Dativ steht, und einem im Genus passenden allein stehenden Possessivpronomen mit Genitivendung. Am verbreitetsten ist im Süden des deutschsprachigen Gebiets die Variante Das ist der Lena ihr(e)s. Vor allem aus den moselfränkischen Dialektgebieten sowie aus Lothringen wurde die Variante Das ist dem Lena sein(e)s gemeldet. Diese erklärt sich daraus, dass in der dortigen Alltagssprache bis heute weibliche Vornamen häufig noch mit einem Artikel im Neutrum versehen werden (vgl. https://www.atlas-alltagssprache.de/artikelform/). In den Dialekten ist diese Variante aber noch weiter verbreitet (vgl. etwa SADS Online, https://dialektsyntax.linguistik.uzh.ch/karte.html#2-23, Karte „Nein, das ist der Sandra.“)
Besonders in Hessen, auch in anderen Orten im mitteldeutschen Dialektgebiet sowie vereinzelt im Elsass, der Deutschschweiz und Südtirol wurde noch eine Kurzform angeklickt, die auf das Possessivpronomen ganz verzichtet: Das ist der Lena. Diese Kürze der Antwort passt zu einer kurzen Variante der Frage, die Thema in einer der vorigen Umfragerunden war: Man würde im gesamten mitteldeutschen Raum üblicherweise nicht ,Wem gehört das/des Auto?‘ hören, sondern ,Wem ist das/des Auto?‘ (vgl. AdA-Karte Rd. 10, 13g [https://www.atlas-alltagssprache.de/r10-f13g/]).
Was die Verbreitung des possessiven Genitivs und des possessiven Dativs betrifft, entspricht die grundsätzliche Nord-Süd-Verteilung auf unserer Karte in etwa dem Kartenbild zum possessiven Attribut (vgl. AdA-Karte Rd. 9, 2f [https://www.atlas-alltagssprache.de/attribut/]). Dass die in jener Karte in der deutschen Nordhälfte häufiger gemeldete besitzanzeigende Konstruktion mit einer von-Phrase auf der Karte hier kaum erscheint – also Das ist von (der) Lena. entsprechend –, dürfte auch damit zu tun haben, dass diese Konstruktion hier nicht unter den vorgegebenen Optionen war, denn es ging uns vorrangig um die Verteilung von possessivem Genitiv und possessivem Dativ.
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- 15.08.2024