gebratener Fleischkloß

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gebratener Fleischkloß (Frage 1f)

 

frikadelle

Foto: Peter Smola / pixelio.de

Der ‘gebratene, flache Kloß aus zerkleinertem Fleisch’ wird zwischen Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz (plus Kurpfalz) überall Frikadelle genannt. Das Wort ist über das Niederländische aus dem Frz. entlehnt worden (vgl. auch Frikassee); es kann über verschiedene (ungesicherte) Zwischenstufen auf das lat. Verb frīgere ‘rösten’ (vgl. Pommes Frites , frittieren) zurückgeführt werden.

Bulette ist ebenfalls eine Entlehnung aus dem Französischen (Diminutiv zu boule ‘Kugel’). Dass das Wort in Ostbelgien und Luxemburg üblich ist, erklärt sich aus dem unmittelbaren Kontakt, es ist aber im 19. Jh. vor allem auch ins Berlinische gelangt und hat sich von dort aus offenbar stark ausgebreitet (vgl. auch Protze 129f.), vor allem in Brandenburg und Vorpommern, aber auch in Sachsen. Speziell dort wird auch die Bezeichnung Beefsteak für den Kloß aus gebratenem Hackfleisch verwendet. In Thüringen und Sachsen-Anhalt ist dagegen vor allem Fleisch- oder Gehacktes-Klößchen (-Kloß) üblich sowie (Brat-, Fleisch-)Klops. (Brat-, Fleisch-)Klops erscheint auch weiter nördlich in Mecklenburg, zwischen Frikadelle- und Bulette-Areal. Ursprünglich stammt diese Bezeichnung aus Ostpreußen. Ihre weitere Herkunft ist jedoch unklar. So wird sie etwa mit dem schwed. kalops/kollops und dem engl. col(h)oppe ‘(gebratene) Fleischscheibe’ (Pfeifer, 673) oder auch mit dem Verb kloppen (Duden Etymologie, 353) in Zusammenhang gebracht.

Vom Main an südlich ist in Deutschland Fleischküchle üblich und im bairischen Raum Fleischpflanz(er)l. -pflanz(er)l ist dabei eine volksetymologische Abänderung aus Pfann-Zelten (zu Zelte(n) ‘flacher Kuchen’, vgl. bair. Lebzelten ‘Lebkuchen’, s. Kluge 272, 907). In Österreich gilt Fleischlaibe(r)l, im Osten daneben faschiertes Laibchen (faschieren ‘durch den Fleischwolf drehen’ kommt von frz. Farce ‘Füllung’, das seinerseits auf lat. farcīre ‘stopfen’ zurückgeht). In Südtirol ist Fleischkrapfen / Fleischkrapferl üblich, in der Schweiz v. a. Hacktätschli (vgl. Tätschli), auch Hackplätzli.

Gegenüber der Karte aus den 1970er Jahren (WDU II-65) hat sich bei dieser Verteilung kaum etwas geändert; nur in Vorpommern scheint Bulette ein wenig an Boden gewonnen zu haben, und in Südtirol sind die Meldungen homogener als in der WDU-Karte. Die weitgehende, aber nicht vollständige Übereinstimmung mit den west-ostdeutschen Ländergrenzen ist stabil geblieben, einschließlich der Abweichungen im Braunschweiger Raum und in Franken.