außer dir / außer du

 

außer dir / außer du (Fragen 4l und 4m)

Die Präposition außer gehört zu aus; ursprünglich handelt es sich um die adverbiale Entsprechung zu dem von aus abgeleiteten Adjektiv äußer- 'außen gelegen' (Pfeifer, vgl. die parallelen Wortfamilien aus, äußer(e), außen und in, inner(e), innen; früher gab es dasselbe Muster z. B. auch bei ob – vgl. Rothenburg ob der Tauber –, ober(e), oben). Im DWB finden sich Belege für einen älteren Gebrauch von außer im räumlichen Sinn 'außerhalb von', z. B. ich bin verschiedene tage außer Leipzig gewesen (Lessing). In einigen festen Wendungen ist der räumliche Gebrauch auch heute noch erhalten: außer Sicht-/Hör-/Reichweite, außer Haus(es), außer Landes. In anderen erkennt man noch die metaphorische Übertragung: außer Gefahr, außer Kraft, außer Betrieb, außer Atem. Verwendet wird das Wort aber vor allem in dem Sinn von 'mit Ausnahme von, ausgenommen', der sich noch weiter von dem räumlichen Ursprung entfernt hat. Zu der Präposition außer gehört normalerweise der Dativ (außer mir/dir/ihr/ihm), auch erkennbar in der zum Adverb verfestigten Verbindung außerdem; nur in bestimmten Kombinationen, in denen außer noch näher an der räumlichen Bedeutung ist, kommen auch der Akkusativ oder der Genitiv vor: ich geriet außer mir/mich vor Begeisterung, außer Landes.

Neben der Präposition gibt es außer in der Bedeutung 'ausgenommen' jedoch auch als einschränkende (restriktive) Konjunktion, wie etwa bei Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“ (Erich Kästner: Kurz und bündig. Epigramme) Die Konjunktion bestimmt dann nicht den Kasus der folgenden Nominalgruppe, dieser hängt vielmehr von deren Funktion im Satz ab. Auch dieser Gebrauch ist schon lange belegt, das DWB führt z.B. einen Beleg von Lessing auf: niemand kommt mir entgegen, auszer ein unverschämter.

In unserem Beispielsatz „Alle außer ... wollen mitkommen“ gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird außer als Präposition verwendet und verlangt dann den Dativ, also alle außer dir. Oder es wird als Konjunktion verwendet, dann heißt es alle außer du (Nominativ), weil alle außer ... Subjekt ist.

Die erste Karte zeigt das Ergebnis für genau diesen Beispielsatz: „Alle außer ... wollen mitkommen“. Hier überwiegt überall, außer in der Schweiz, deutlich alle außer dir, mit außer als Präposition mit Dativ. Es gibt aber ein paar (oft Zweit-)Meldungen für alle außer du, besonders am Westrand des Sprachgebiets sowie in Ostdeutschland, im südlichen und westlichen Österreich sowie vor allem in der Schweiz (hier gibt es auch diverse Erstmeldungen).

Bei der zweiten Karte war der Beispielsatz leicht verändert: „Alle wollen mitkommen, außer ...“. Der durch außer eingeleitete Teil erscheint also als Nachtrag nach einem abgeschlossenen Satz. In diesem zweiten Fall wurde häufig die Variante mit Nominativ (außer du) gewählt, mit außer als Konjunktion. Hierbei zeigen sich aber leichte regionale Unterschiede: In der Schweiz und in Vorarlberg ist in diesem zweiten Fall anscheinend ausschließlich außer du üblich, ebenso in Südtirol und in Luxemburg und Ostbelgien. Auch in Teilen von Ostdeutschland wurde deutlich überwiegend außer du angegeben (Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern). Im übrigen Sprachgebiet variiert der Gebrauch hier offenbar stärker – wo man Alle wollen mitkommen, außer dir sagt, überwiegt wohl die Verwendung von außer als Präposition.