arbeiten/schaffen (körperlich)


arbeiten/schaffen (körperlich) (Frage 5h)

Wenn es um das Verrichten körperlicher Arbeit geht, werden in der Alltagssprache zwei Verben verwendet, die eine ganz klare regionale Verteilung haben: arbeiten und schaffen. Schaffen ist das übliche Wort im gesamten alemannischen Dialektgebiet (d.h. in der Deutschschweiz, in Liechtenstein, Vorarlberg, Baden-Württemberg, Bayerisch-Schwaben, Lothringen und im Elsass) und darüber hinaus – nördlich anschließend – auch in den rhein- und moselfränkischen (also inklusive Luxemburg) sowie in den unterfränkischen Dialektgebieten. In allen anderen Regionen wird arbeiten gebraucht. Am Mittelrhein und in Südhessen werden beide Verben ungefähr gleich häufig verwendet.

Im Vergleich mit der Karte mit den Bezeichnungen für das ‘Verrichten einer Tätigkeit zum Broterwerb’ fehlt hier zum einen das Verb hackeln, zum anderen gibt es in den östlichen (Bayerisch-Schwaben) und nördlichen Übergangsgebieten zwischen schaffen- und arbeiten-Gebiet (nördliches Rheinland-Pfalz sowie Rhein-Main-Region, auch in Südhessen und im Norden Baden-Württemberg) deutlich mehr Meldungen für schaffen. In diesen Gebieten wird also offenbar ein Unterschied in der Bedeutung gemacht. Darauf deuten auch schon die Ausführungen von Eichhoff (1978) in seinem Wortatlas der deutschen Umgangssprachen (WDU Bd. 1, S. 31), für den die Variation zwischen schaffen und arbeiten schon einmal abgefragt wurde: „Wo schaffen und arbeiten nebeneinander genannt sind, gilt schaffen vielfach für die körperliche Arbeit (Handarbeit) im Gegensatz zur geistigen Arbeit, oder für die Gartenarbeit im Gegensatz zur Arbeit ,für Geld‘. […] Mehrfach gilt schaffen als das Wort des Dialekts, arbeiten ist ,vornehmer‘. In der Schweiz ist arbeiten das Wort der ,gepflegten‘ (nichtschweizerischen) Schriftsprache.“ (WDU, Bd. 1, S. 23). Bei der Fragestellung für die WDU-Karte mit Daten aus den 1970er Jahren wurde jedoch nicht nach den beiden Bedeutungen differenziert. Beim Vergleich mit der WDU-Karte zeigt sich, dass schaffen auf der Karte aus den 1970er Jahren noch an einigen Orten aus dem Norden und dem Osten Deutschlands (auch noch in Oberfranken) als Zweitmeldung erscheint, dort aber auf der heutigen Karte nicht mehr auftaucht. Darüber hinaus wird am Nordrand des schaffen-Gebiets im Vergleich zur WDU-Karte auf der aktuellen Karte neben oder auch statt schaffen häufiger arbeiten gemeldet. Ansonsten stellt sich der Eindruck ein, dass der Gebrauch des Verbs schaffen i.S. ‘körperliche Arbeit verrichten’ in seinen Kerngebieten erstaunlich stabil geblieben ist.