Kalter Hund

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Kalter Hund (Frage 1i)

Gefragt war nach „einer Art Kuchen aus übereinandergeschichteten Keksen, zwischen denen sich jeweils eine Kakao- oder Schokoladencreme befindet und die abschließend mit einer Kakao- oder Schokoladenglasur überzogen sind“. Der Blick auf die Karte zeigt zunächst, dass diese „Art Kuchen“ in der Schweiz, in Österreich und Elsass-Lothringen so gut wie unbekannt ist. Auch in Bayern und in Südtirol ist diese Süßspeise nicht sonderlich bekannt – und wenn, dann unter dem Namen Kalter Hund. Möglicherweise wird sie von den FeinschmeckerInnen im Süden schon deshalb nicht beachtet, weil es sich um keinen eigentlichen Kuchen handelt: Sie wird nicht gebacken, sondern kalt hergestellt. Darauf verweist das Attribut kalt in Kalter Hund. Die Bezeichnung Hund wiederum lehnt sich möglicherweise an die Form der gleichnamigen, allerdings meist Hunt geschriebenen, Grubenkarren an, an die die Kastenform dieser Süßspeise erinnert. (Die Bezeichnung des Karrens wird wiederum auf eine Übertragung des Tiernamens zurückgeführt, vgl. Pfeifer.) Die Form rührt natürlich daher, dass der ,Kuchen‘ in einer Kastenbackform angerichtet wird. Im Nordwesten Deutschlands bis herüber nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg ist die Süßspeise häufig als Kalte Schnauze bekannt, was sich wohl als Weiterentwicklung von Kalter Hund mit der Evokation des Tiernamens verstehen lässt (Kalte (Hunde-)Schnauze).

Zwei weitere Bezeichnungen lassen allenfalls kleinräumige Verbreitungsgrade erkennen: Die Verbindung Schwarzer Peter in Schleswig-Holstein und die selbsterklärende Zusammensetzung Kekstorte in Mecklenburg-Vorpommern.

Wer diese Süßspeise erfunden hat, lässt sich nicht genau ermitteln. Plausibel erscheint, dass eine bekannter Butterkeksproduzent zumindest zu deren Verbreitung beigetragen hat (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Kalter_Hund). Ganz unbekannt ist sie auch bei den europäischen Nachbarn nicht: In Dänemark kennt man sie unter dem Namen kiksekage (wörtlich ‘Kekskuchen’). Die italienische salame di cioccolato (‘Schokoladensalami’) besteht unter anderem auch aus (zerbröselten) Keksen und Schokolade, hat aber – wie der Name sagt – eine ganz andere Form, nämlich die einer Salami.