laufen/gehen (zu Fuß)

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laufen / gehen (zu Fuß) (Fragen 2c)

Die Karten 2c-2e führen deutlich vor Augen, wie ein Wortfeld in verschiedenen Regionen verschieden differenziert wird – aber mit Hilfe derselben Wörter, sodass hier wirklich Missverständnisse drohen (ähnlich wie bei Stuhl und Sessel, vgl. https://www.atlas-alltagssprache.de/r10-f2ab/): Mit laufen meint man in Dresden oder Würzburg oft etwas anderes als in Passau oder Klagenfurt, mit springen meint man an all diesen Orten oft etwas anderes als in Stuttgart oder Ulm, und dort ist damit wiederum nicht immer dasselbe gemeint wie in Bern.

Nach dem DWB bezeichnet das Verb laufen (ahd. (h)loufan) ursprünglich eine 'schnelle gleichmäßige Fortbewegung der Menschen und Tiere', "während gehen die gemessenere, springen die satzweise [Fortbewegung] ausdrückt" (DWB Bd. 12, Sp. 316). Festgestellt wird aber auch schon im DWB, dass "die grenzen nicht immer scharf gezogen werden" (ebd.). Nach den Wörterbüchern kann laufen in der Standardsprache heute sowohl die Fortbewegung in erhöhtem Tempo bezeichnen als auch einfach 'zu Fuß gehen' (im Gegensatz zum Fahren mit einem Fahrzeug) (s. z.B. Duden online). In der Alltagssprache gibt es dabei klare regionale Unterschiede: In unserem ersten Beispielsatz (f2c) Sonntags fährt leider kein Bus, wir müssen also _________ geht es um das einfache Fortbewegen zu Fuß, in normalem Tempo. Die InformantInnen aus der Schweiz, aus Vorarlberg und dem größten Teil Deutschlands setzten hier einhellig laufen ein. Dagegen würde man in Österreich (ohne Vorarlberg) und Südtirol in diesem Satz ganz klar gehen statt laufen verwenden, und jenseits der Staatsgrenze dominieren in Altbayern ebenfalls noch deutlich die gehen-Meldungen, wenngleich hier – vor allem nach Westen hin – schon laufen hinzukommt. Weiter nordwestlich in Deutschland erscheinen noch verstreut einzelne gehen-Meldungen, vor allem im Westen (Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen); auch in Luxemburg und Ostbelgien wurde gehen angeben.