Blumenkohl

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Blumenkohl / Karfiol (Frage 7a)

13_7a_Karfiol

Foto: privat

„... und wenn sie ‚Karfiol‘ sagt, so findet sich wohl nicht so leicht ein Christenmensch, der darauf verfällt, daß sie Blumenkohl meint“, so klagt Tony Buddenbrook in Thomas Manns Buddenbrooks ihrer Familie in Lübeck brieflich ihr Leid mit ihrem Hausmädchen in München. Tatsächlich ist auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeit zwischen den Bezeichnungen zu erkennen, sie haben aber denselben Ursprung.

Die Pflanze wurde schon im Mittelalter im Nahen Osten angebaut und von da nach Italien gebracht, von wo aus sie ab dem 16. Jh. im restlichen Europa eingeführt wurde (s. https://fr.wikipedia.org/wiki/Chou-fleur). Die italienische Bezeichnung cavolfiore (cavolo ‚Kohl‘ + fiore ‚Blume‘) bezieht sich auf die Tatsache, dass das, was bei dieser Kohlsorte gegessen wird, eigentlich die Blütensprossen sind – wenn man abwartet, statt zu ernten, kommen sie zur Blüte (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Blumenkohl). Schon im 16. Jh. wurde der Name als Blumenkohl ins Deutsche übersetzt (Kluge, Pfeifer – vgl. a. frz. chou-fleur); im Süden des Sprachgebiets blieb dagegen auch die italienische Bezeichnung erhalten und veränderte sich (weil undurchsichtig) lautlich etwas; belegt sind etwa die Formen kalfior, carifior (s. DWB Bd. 11, Sp. 211f ) , durchgesetzt hat sich schließlich Karfiol mit Umstellung von l und r. Das DWB (ebd.)  gibt als Verbreitungsgebiet der Form noch „schwäb., östr., steirisch, schlesisch“ an und erwähnt außerdem „schweiz. karifiol“, nach Kretschmer (1918, S. 131f.) war Anfang des 20. Jahrhunderts in fast ganz Deutschland und der Schweiz dagegen schon Blumenkohl üblich, Karfiol noch in ganz Österreich, und auch in Bayern und Württemberg wurde neben Blumenkohl noch Karfiol verwendet. Kretschmers Informanten bestätigen Thomas Mann: „Für München, Augsb[urg], Kempt[en], Neumarkt wird nur Karfiol [angegeben]“ - dagegen „für Donauwörth und Hof beide Namen, für Aschaffenb[urg], Nürnb[erg], Ansb[ach], Amberg, Ingolst[adt] nur Blumenkohl“. Kretschmer (ebd.), der eine Reihe historischer Belege aufführt, stellt fest, dass Karfiol im Lauf der Zeit zunehmend von Blumenkohl verdrängt wurde, in Schlesien, Oberlausitz, Sachsen schon früher, „in Bayern und Württemberg erst seit neuerer Zeit“.

In den letzten 100 Jahren hat sich die Ausbreitung von Blumenkohl offenbar fortgesetzt, aber nicht über die Grenze zu Österreich hinaus: Nach den Antworten der AdA-InformantInnen gibt es eine ganz klare Trennung, in Österreich – ohne Vorarlberg – und in Südtirol sagt man Karfiol, und zwar fast ohne Ausnahme, überall sonst kommt das Wort nicht vor und das abgebildete Gemüse heißt stattdessen Blumenkohl.