Kissen

10_02c

Kissen/Polster (Frage 2c)

Gefragt war nach dem abgebildeten Gegenstand (in der Einzahl), eine Stoffhülle, die mit einem weichen Material gefüllt ist und auf Sofas und andere bequeme Sitzgelegenheiten gelegt wird. Die Karte zeigt eine recht klare Verteilung: In Österreich, Südtirol sowie in Teilen Oberbayerns sagt man Polster, in den anderen Gebieten Kissen. (In Liechtenstein wird Kissen wie Kössi ausgesprochen, in der Schweiz Chussi oder Chüssi, s. KSdS, 202f.) Diese Verteilung gilt auch für die meist mit Federn gefüllte Kopfunterlage fürs Bett (s. VWB).

Kissen lässt sich bis auf ahd. kussīn zurückverfolgen, das aus dem gleichbedeutenden altfranzösischen Substantiv co(u)ssin, cussin zurückverfolgen (vgl. auch engl. cushion), welches sich wiederum aus dem lateinischen coxa ‘Oberschenkel, Hüfte’ ableitet (s. Pfeifer); bei der Benennung dieses Einrichtungsgegenstands hat man offenbar an die Form und die Nachgiebigkeit des entsprechenden Körperteils (möglicherweise inklusive eines ,Fettpolsters‘) gedacht.

Auch das Wort Polster ist sehr alt. Im Gegensatz zu Kissen ist es allerdings keine Entlehnung aus dem der lateinisch-romanischen Sprachfamilie, sondern ein gemeingermanisches Wort, das als *bulhstra rekonstruierbar ist. (Vgl. auch das Wort bolster, das im Niederländischen neben ‘Schale, Hülse’ auch ‘Kissen’ bedeuten kann und im Schwedischen ‘Federbett’ meint.) Dieses Wort wird wiederum auf eine indoeuropäische Wurzel *bhelĝh zurückgeführt wird, welche sowohl ‘schwellen’ als auch ‘Balg, Kissen, Polster’ bedeuten konnte (s. Pfeifer).

Das Wort Polster ist natürlich auch in den anderen deutschsprachigen Ländern und Regionen gebräuchlich, dann allerdings in der Bedeutung ‘gepolsterte Teile von Möbeln, Fahrzeugsitzen, medizinischen oder Sportgeräten u. ä.’ bzw. in einer übertragenen Bedeutung, z.B. wenn man von einem finanziellem Polster spricht. Eine grammatische Besonderheit des österreichischen Gebrauchs von Polster – in allen Bedeutungen –  ist, dass es überwiegend maskulin ist (es heißt also der Polster, nicht das Polster) und dass das Nomen im Plural meist einen Umlaut hat (also die Pölster, nicht die Polster, vgl. Variantengrammatik).