Kleine Wasserlinse

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Kleine Wasserlinse (Frage 5b)


wasserlinse

Foto: bbroianigo / pixelio.de

Die Wasserpflanze, die sich oft auf der Oberfläche von stehenden Gewässern befindet und botanisch Lemna minor heißt, wird in Österreich und in der Schweiz häufig mit dem ,offiziellen‘ deutschen Pflanzennamen (Kleine) Wasserlinse benannt, der sich auf die linsenförmigen ,Blättchen‘ bzw. Sprossglieder (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserlinsengew%C3%A4chse, 3.3.11) bezieht. Aus Deutschland wurde diese Bezeichnung dagegen nur selten gemeldet, vorwiegend aus dem Südwesten. Vorherrschend ist in Deutschland stattdessen die familiäre Bezeichnung Entengrütze, die sich damit erklärt, dass Enten die proteinreiche Pflanze als Nahrung schätzen (und häufig den entsprechenden Typ von Gewässern bevölkern), vgl. auch Entengrün, Entenflott und die Bezeichnungen in anderen Sprachen (engl. duckweed ‘Entenkraut’, skand. and(e)mat/-d ‘Entenfutter’). -grütze kann wie -linse auf einen Vergleich des optischen Eindrucks zurückgehen (mit Grütze, also grob gemahlenen Getreidekörnern oder den daraus bereiteten breiartigen Speisen), das DWB (3, 511) kennt auch die Bezeichnung Entengrieß. Nl. (eenden)kroos weist ebenfalls eine gewisse Ähnlichkeit mit diesen Bezeichnungen auf, wird jedoch mit der Wortfamilie in Verbindung gesetzt, zu der dt. kraus und Gekröse gehören (s. De Vries 1997: 365).
Verstreut wurde in Deutschland, vor allem in der Mitte und im Süden, in Niederösterreich und (häufiger) in der Schweiz auch Entengrün angegeben. Angesichts der Farbe der Pflanze erscheint diese Bezeichnung durchsichtig; das DWB (3, 511) verzeichnet neben Entengrün allerdings auch Entengrien und verweist für den zweiten Teil auf das vor allem westoberdeutsche Wort Grien, das ‘Sand, Kies’ bedeutet (wohl entfernter verwandt mit Grieß und engl. to grind ‘mahlen’). Schon im Mittelniederländischen ist jedoch ebenfalls endt(en)groen (also „Entengrün“) belegt (Verwijs/Verdam III, 2141).
Eine spezifisch norddeutsche Variante ist schließlich Entenflott; das niederdeutsche Wort hängt mit fließen zusammen und bezeichnet ‘das, was oben schwimmt’ (daher ist es auch regional als Bezeichnung für ‘Sahne’ gebräuchlich), vgl. auch Floß und Flotte oder engl. float. (Denselben Ursprung hat das Adjektiv flott, das auf den niederdeutschen Ausdruck ein Schiff flott, also ‘schwimmfähig’, machen zurückgeht.)
Während die Meldung „unbekannt“ in Deutschland praktisch nicht vorkommt, ist sie in Österreich, Südtirol und der Schweiz häufiger vertreten (auch in Luxemburg und Ostbelgien); außerdem wird hier auch Algen gemeldet, also die Bezeichnung einer anderen Pflanze. Zwar liegt nahe, dass die Pflanze in feuchten Flachland-Regionen mit zahlreichen stehenden Gewässern eine größere Bekanntheit hat; dass für die Geläufigkeit einer Bezeichnung dafür die Staatsgrenze eine Rolle zu spielen scheint, ist dennoch überraschend, zumal die in Deutschland allgemein bekannte Bezeichnung eher in den familiären Wortschatz gehört.