Holunder/Holler/Holder

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Holunder/Holler/Holder (Frage 1e)

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Foto: Martin Röll, via Wikimedia Commons

Die Karte zeigt die Bezeichnungen für die dunklen, fast schwarzen, an einer Dolde hängenden Beerenfrüchte eines einheimischen Strauchs mit dem botanischen Namen Sambucus nigra. Das am weitesten verbreitete Wort ist (der) Holunder. Es ist in fast ganz Deutschland (außer in Altbayern), Ostbelgien, Luxemburg und der Deutschschweiz gebräuchlich; aus Luxemburg wurde meistens die Lautvariante Hielènter gemeldet. Im nördlichen Niedersachsen sowie in Schleswig-Holstein ist dagegen Fliederbeere gebräuchlicher. (Es besteht jedoch keine botanische Verwandtschaft mit dem Zierstrauch Flieder, der im Frühjahr wohlriechende Blüten trägt.) Im dialektal bairischen Sprachraum, also in Altbayern, in Österreich (außer im alemannischen Westen und in Osttirol) sowie in Südtirol ist (der) Holler die allein gebräuchliche Form. Sie ist auch in den dialektal fränkischen Regionen Bayerns – neben Holunder – üblich. In der Deutschschweiz sowie den ebenfalls alemannischen Gebieten Bayerns (Bayerisch-Schwaben) und Österreichs (Vorarlberg) sowie in Osttirol, im Elsass, in Lothringen sowie in den südöstlichen Gebieten Baden-Württembergs ist die lautlich ähnliche Variante (der) Holder verbreitet.

Die Wörter Holunder, Hielènter, Holler und Holder beziehen sich in der Regel auch auf die gesamte Pflanze – mit oder ohne Zusatz strauch – und finden sich regional in verschiedenen Zusammensetzungen. Auf bayerischen und österreichischen Getränkekarten wird man entsprechend Hollersaft finden, während man in Berlin oder Köln eher einen Holundersaft bestellen würde. Alle vier hier genannten Wörter gehen auf eine ursprünglich zweiteilige Bezeichnung zurück. Der zweite Bestandteil -der bzw. -ter (in Holler ist das -d- an das vorhergehende -l- assimiliert) ist ein auch in anderen Baum- und Straucharten (etwa in Wacholder und Flieder) vorkommendes Suffix, das auf indoeuropäisch *-tro- zurückgeführt wird (Pfeifer). Der erste Bestandteil findet sich auch in den dänischen und (süd)schwedischen Wörtern für ‘Holunder’ wieder, die hyld bzw. hyll(e) lauten (Duden-Etymologie 2007).

Während Holunder und Hielènter jeweils auf der zweiten Silbe betont werden, sind die zweisilbigen Varianten Holler und Holder aus einer ursprünglich mehrsilbigen Vorform entstanden, die auf der ersten Silbe betont wurde; die nichtbetonte zweite Silbe ist mit der Zeit zunächst abgeschwächt und dann später ganz ausgefallen (Pfeifer, DWB X, 1762).