Handwerker, der Fässer herstellt

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Handwerker, der Fässer herstellt (Frage 5e)

Dass das Handwerk der Herstellung von Holzfässern im Laufe des 20. Jahrhunderts immer seltener ausgeübt wurde, hat auch sprachliche Auswirkungen. Wie die Karte zeigt, fällt es einigen Gewährspersonen insbesondere im Westen Deutschlands und der Schweiz schwer, eine Bezeichnung für diesen Berufsstand anzugeben. Bekannter scheint das Handwerk in Österreich (außer Vorarlberg) und Südtirol zu sein, wo der auch in anderen Gegenden des deutschsprachigen Raums vorkommende Ausdruck Fassbinder die häufigste Variante darstellt, und im Nordosten Deutschlands, wo Böttcher/Böttger/Büttcher am häufigsten angegeben wurden.

Bei allen Bezeichnungen sind die erzeugten Produkte namensgebend. Die Verteilung der Varianten ist kulturgeschichtlich interessant, da sich in ihr zum Teil spiegelt, in welchen Regionen historisch eher Wein gekeltert oder Bier gebraut wurde. So gehen die im Niederdeutschen und im mitteldeutschen Osten verwendeten Formen auf den oben offenen Braubottich für das Bier zurück (vgl. Besch 1972, 1008). Die Ausdrücke Böttcher, Böttger und Büttner stammen nämlich nicht von einer Bezeichnung für Fässer, sondern von Bütte ‘offenes Daubengefäß’ (Kluge). Mit dem Wort Bottich sind diese Ausdrücke übrigens nicht verwandt, denn dieses ist ein aus romanischen Sprachen ins Deutsche übernommenes Lehnwort, das mit griech. apotheke ‘Vorratskammer, Weinkeller’ zusammenhängt (vgl. Kunze 2003, S. 123).

Das im alemannischen Raum (in Baden-Württemberg, der Schweiz und in Teilen Vorarlbergs) verwendete Wort Küf(n)er hingegen kommt von Kufe ‘Fass’, und der in der Umgebung von München übliche Ausdruck Schäffler ist aus Schaff ‘Gefäß, Fass’ gebildet (vgl. Besch 1972, 1008). Bei der Bezeichnung Fassbinder kommt neben dem Erzeugnis auch die Tätigkeit des Zusammenfügens der Teile zum Ausdruck. Ihr geht die Bezeichnung Binder voraus (vgl. König et al. 2015, 193).