Springseil / -schnur / Hopfseil

13_1b_Springseil

Springseil, -schnur, -tau / Hopf-, Hopsseil / Gumpiseili / Seilchen / Juckseil etc. (Frage 1b)

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Für das abgebildete Seil, das nicht nur für ein Kinderspiel, sondern inzwischen auch für eine Sportart verwendet wird, die als „Seilspringen“ bezeichnet wird, gibt es in der Alltagssprache verschiedene Bezeichnungen. Die meisten Bezeichnungen sind Zusammensetzungen, deren Grundwort Seil, Schnur ist. Ein Seil ist ein ‘dicker, gedrehter Strick’ (DWDS). Eine Schnur bezeichnet laut DWB „in der regel ein aus mehreren fäden zusammengedrehtes rundes band von mittlerer stärke, das die mitte hält zwischen dem schwächeren faden und der stärkeren leine, dem seil“ (DWB Bd. 15, Sp. 1396). Wenn also in verschiedenen Regionen Seil oder Schnur für denselben Gegenstand verwendet wird, dann muss er auch dieselbe Stärke haben, d.h. dass nicht überall dieselben Vorstellungen über die Stärken von Seilen oder Schnüren herrscht.

In den meisten Regionen Deutschlands, in Ostbelgien, Luxemburg, in der Ostschweiz, Vorarlberg und vereinzelt auch in den südlichen Regionen Österreichs wird Springseil verwendet. In Österreich ist Springschnur die am häufigsten genannte Form. In Nordrhein-Westfalen ist, meist als Zweitvariante, einfach eine Verkleinerungsform von Seil, Seilchen, gebräuchlich. In einem Gebiet, das sich in einem weiten Bogen von Südthüringen über Oberfranken, Schwaben, Bayerisch-Schwaben, Vorarlberg bis Südtirol erstreckt, sagt man Hopfseil. Eine vereinzelt in Baden sowie im Elsass und in Lothringen angeklickte Lautvariante davon ist Hopsseil. Hopfen und hop(p(l))en sind dialektale Varianten von hochdt. hüpfen (vgl. etwa DWB Bd. 10, Sp. 1795; ElsWb Bd. 1, Sp. 361a; DWbBS, S. 308). Das in den nord-, zentral- und westschweizerdt. Dialekten übliche Wort für ‘springen, hüpfen’ ist gumpen (Schweizerisches Idiotikon Bd. 2, Sp. 312) – es kommt als Bestimmungswort in Gumpiseili (v.a. Nord- und Zentralschweiz) und als Grundwort in Seiliggumpi (v.a. Bernbiet) zum Einsatz.

In Schwaben und in Vorarlberg wurde vereinzelt Juckseil angegeben. Das Verb jucken hat hier regional die Bedeutung ‘springen’ (vgl. a. juckeln für verschiedene Arten unregelmäßiger (Fort-)Bewegungen); nach DWB (Bd. 10, Sp. 2347) und Kluge handelt es sich bei dem gleichlautenden standarddeutschen Verb etymologisch um dasselbe Wort, das eine spezielle Bedeutungsentwicklung durchgemacht hat: „der alte begriff des springens hat sich schon früh auf einen eigenthümlichen hautreiz allgemein übertragen“ (DWB ebd.).

Der Vergleich mit der WDU-Karte 51 zeigt eine deutliche Reduktion der Vielfalt in Deutschland im Lauf der letzten ca. 50 Jahre: Überall hat sich Springseil auf Kosten regionaler Varianten weiter verbreitet, während diese Variante in der WDU-Karte nur in Ostdeutschland, in Teilen von Niedersachsen und im Osten der Schweiz dominierte und ansonsten noch verstreut in verschiedenen Gegenden vorkam. Ganz verdrängt worden ist die Bezeichnung Springtau, die damals in Schleswig-Holstein noch fast die einzige war und auch in weiten Teilen Niedersachsens vorkam, ebenso wie Strick (besonders in Franken/Bayern, aber auch andernorts).