Schrank/Kasten

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Schrank / Kasten / Schaft (Frage 1c)

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Foto: privat

Für das Möbel zur Aufbewahrung von Kleidung – auf dem Foto war solch ein Möbel aus Holz abgebildet – gibt es in den deutschsprachigen Ländern im Wesentlichen drei Bezeichnungen: Schrank, Kasten und Schaft.

Schrank sagt man in fast ganz Deutschland und in den westlich angrenzenden Gebieten in Ostbelgien, Luxemburg und Lothringen sowie auch in einigen Orten in der Zentralschweiz. Mittelhochdeutsch schranc wie auch mittelniederdeutsch schrank bezeichnet ‘eine Einfriedung, ein Gitter (aus Holz)’, danach auch den dadurch abgeschlossenen Raum, und ist mit Schranke, Schranken (zunächst ‘schräg, kreuzweise Gestelltes, Gitterwerk’, dann – wie heute – ‘Absperrung’) verwandt (Lexer, Kluge, Pfeifer).

In den Dialekten wird Schrank kaum verwendet, stattdessen Varianten wie (nordostdt.) Spind, (bair.) Kalter, (rhein.) Schap, Schaff, (thür., hess., ostfrk.) Schank – oder eben Kasten oder Schaft (Pfeifer, RhWb).

Kasten ist in Österreich, Südtirol, Liechtenstein sowie im Norden und Osten der Schweiz die übliche Bezeichnung für das Möbel, auch im Elsass und an (wenigen) Orten in Süddeutschland wurde das Wort angegeben. Das Wort geht auf das althochdt. (schwache) Substantiv kasto, mittelhochdt. kaste ‘Behälter, Kasten’ zurück (Pfeifer, Kluge). Es kommt wohl von dem gemeingermanischen Wort *kasa- ‘Gefäß’ (mit später eingeschobenem -t-), es war in der Bedeutung ‘Schrank, Vorratsbehälter’ im Deutschen ursprünglich weiter verbreitet und wurde auch ins Ndl. (kast) entlehnt (s. EWN, vgl. auch DWB Bd. 11, Sp. 1080).

Als Schaft wurde ursprünglich wohl ‘ein unterhalb der Zimmerdecke an der Wand befestigtes wagrechtes [!] Brett, worauf Gegenstände wie Milchtassen, Bücher udgl. gestellt werden’, bezeichnet, dann ein ‘Fach in einem offenen Gestell’ und schließlich ein ‘verschliessbarer Schrank’  (Schweizerisches Idiotikon Bd. II 8, Sp. 400; ähnlich z.B. RhWB Bd VII, Sp. 856f.). Ob Schaft ‘Schrank’ bzw. das gleichbedeutende ripuarische Schaff oder das westfälische Schap (WWb Bd. 4, Sp. 1139) auf mittelhochdt. schaf bzw. mittelniederdt. schap ‘Gefäß für Flüssigkeiten’ zurückgeht, ist umstritten (s. Pfeifer ggü. Kluge und DWB Bd. 14, Sp. 2013).

Die Bezeichnung Kasten war wohl früher in ganz Süddeutschland verbreitet, wie schon die Einzelmeldungen von Schwaben bis Niederbayern (meist wurde es weniger häufig als Schrank angeklickt) nahelegen. Aber auch darüber hinaus war es zumindest auch in den niederfrk. Dialekten (s. auch ndl. kast) verbreitet. Eine Karte im Rheinischen Wörterbuch (RhWb Bd. 7, Sp. 857) zeigt ein kleinräumiges Nebeneinander von Kasten (am Niederrhein), Schaff im Ripuarischen (zwischen Uerdinger Linie und Eifelschranke) und südlich davon gebräuchlichem Schank.

Für eine vormals weiter nach Norden reichende Verbreitung von Kasten spricht auch die AdA-Karte Nachttisch / Nachtkasten / Nachtschrank (https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-4/f13/): Da umfasst das Gebiet für Nachtkasten (/ -kasterl) den gesamten bairischen Dialektraum und darüber hinaus Vorarlberg und Teile von Franken.

Tisch in Nachttisch, althochdt. tisc, ist wie das altsächsische disk und das altengl. disc (neuengl. dish) eine Entlehnung aus lat. discus ‘Wurfscheibe, flache Schüssel, Platte’; der Bedeutungswandel zu ‘Tisch’ ist nach Kluge darauf zurückzuführen, dass dieser „in germ. Zeit aus einer auf einem Gestell befindlichen hölzernen Platte bestand, die zugleich als Eßschüssel diente“. Schrank in Nachtschrank lässt sich auf mittelhochdeutsch schranc wie auch auf mittelniederdeutsch schrank zurückführen, wo es ‘eine Einfriedung, ein Gitter (aus Holz)’ bezeichnet, danach auch den dadurch abgeschlossenen Raum, und ist mit Schranke, Schranken (zunächst ‘schräg, kreuzweise Gestelltes, Gitterwerk’, dann – wie heute – ‘Absperrung’) verwandt (Lexer, Kluge, Pfeifer). Kasten in Nachtkasten geht auf das althochdt. (schwache) Substantiv kasto, mittelhochdt. kaste ‘Behälter, Kasten’ zurück (Pfeifer, Kluge). Es ist unklar, ob das Wort auf ein gemeingermanisches Wort *kasa- ‘Gefäß’ zurückgeht (mit später eingeschobenem -t-) oder auf das mittelniederl. Wort caste ‘Kornspeicher’ zurückzuführen ist, das eine Bedeutungserweiterung von ‘(Holz-)Kiste zur Aufbewahrung von Getreide’ auf ‘(Holz-)Kiste zur Aufbewahrung verschiedener Dinge’ nahelegen würde (Pfeifer).