Apfelsaft/Most

13_7c_Apfelsaft

Apfel-/Birnensaft / Süßmost (Frage 7c)

Ein alkoholfreies Getränk aus Äpfeln oder Birnen (in der Regel von eigenen Sorten, die nicht gegessen werden) nennt man fast überall in Deutschland, in Österreich (ohne Vorarlberg) sowie in Südtirol, Ostbelgien und Luxemburg Apfelsaft bzw. Birnensaft.

Das Wort Saft lautete im Ahd. und Mhd. noch saf (vgl. nl. sap ‚Saft‘, engl. sap ‚Pflanzensaft‘), die Anfügung von -t setzte sich – wie auch im Wort Obst – erst im Lauf des 15. Jhs. durch (Pfeifer). Ein Zusammenhang mit schwed. sav ‘Baumsaft’ sowie mit lat. sapa ‘Most, Saft’ (vgl. it. saba/sapa ‚eingedickter Most‘, s. https://it.wikipedia.org/wiki/Saba_(gastronomia); frz. sève ‚Pflanzensaft‘) erscheint naheliegend, ist aber lautlich nicht geradlinig erklärbar. Auch die Möglichkeit einer frühen Entlehnung aus dem Lateinischen ins Germanische lehnt das DWB Bd. 14 Sp. 1638 ab, angenommen werden verschiedene, aber miteinander verwandte Vorformen (s. EWN, Pfeifer, Kluge).

In der Schweiz und in Vorarlberg ist dagegen eine andere Bezeichnung üblich: Hier heißt das Getränk Süßmost. Auch im Elsass, in Baden-Württemberg und in der Osthälfte von Österreich wurde gelegentlich dieses Wort angegeben. Most geht auf eine Entlehnung aus dem Lateinischen ins Germanische zurück (nl. most, engl. must ‚Traubensaft‘), wie die meisten Wörter aus dem Weinbau, den die Germanen durch die Römer kennengelernt haben, nämlich auf das lat. Adjektiv mustus ‘jung, frisch, neu’ aus dem Ausdruck mustum (vīnum) ‘junger Wein, Most’ (vgl. it. mosto ‚Traubenmost, Federweißer‘). Der Gebrauch hat sich offenbar von dem Erzeugnis aus Trauben (das bei den Belegen im DWB noch im Zentrum steht, s. DWB Bd. 12, Sp. 2597 ) ausgeweitet auf andere Früchte, vor allem Äpfel und Birnen. Nach Duden online ist die allgemeinsprachliche Bedeutung jedoch immer noch ‚zur Gärung bestimmter Saft aus gekelterten Trauben‘, während die anderen Verwendungsweisen regional beschränkt sind (wie diese und die folgende Karte bestätigen). Während das Wort Most im süddeutschen und österreichischen Gebrauch aber normalerweise den schon gärenden Obstwein bezeichnet (s. die folgende Karte), wird in der Schweiz auch der Saft ohne Gärung Most genannt, jedoch – wegen des noch nicht in Alkohol umgewandelten Fruchtzuckers – mit dem spezifizierenden Zusatz Süß-.