Schinken/Speck

12_1j_Schinkenspeck

Schinken/Speck (Frage 1j)

12_1j_Geselchtes

Foto: Rainer Zenz, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Unserer Frage nach dem „abgebildeten Brotbelag aus geräuchertem Schweinefleisch mit breitem Fettrand“ bezog sich auf ein Foto von einer dünnen Scheibe dieses Fleisches. Ein solches Fleisch gehört traditionell zu einem reichhaltigen Frühstück oder einer Brotzeit/Jause/Vesper bzw. einem Znüni. Die in Deutschland, Ostbelgien, in der Deutschschweiz und in Liechtenstein verbreitetste Bezeichnung dafür ist Schinken. Das Wort lässt sich auf den indoeuropäischen Stamm *(s)keng- zurückführen, der ‘schief, schräg’, aber auch ‘hinken’ bedeuten konnte; zunächst war damit also der krumme bzw. schiefe Beinknochen eines Schlachtviehs (bes. Schweins) gemeint, dann die gesamte Hinterkeule mitsamt dem Fleisch daran (auch Schenkel ist davon abgeleitet, s. Pfeifer). In Südtirol und den meisten Gebieten Österreichs sowie z. T. auch im Elsass, in Luxemburg, im Südwesten Deutschlands und in der Deutschschweiz ist Speck gebräuchlich. Mit diesem Wort, das gleich oder ähnlich lautend auch in anderen germanischen Sprachen vorkommt (Pfeifer), ist im Deutschen zunächst die ‘Fettschicht zwischen Haut und Muskelschicht (v.a. beim Schwein)’ (vgl. DUW, ÖWB, Schweizerisches Idiotikon) gemeint; in den Gebieten, in denen bei unserer Abfrage Speck genannt wurde, gibt bei diesem Fleischstück offenbar der breite Fettrand den Ausschlag für die Benennung. (Speck wird in der Schweiz mancherorts auch für ‘geräuchertes Bauchfleisch’ verwendet.) Eine Kompromissbildung zwischen Schinken und Speck stellt die Zusammensetzung Schinkenspeck dar, die – meist als Zweitmeldung – in Sachsen, Sachsen-Anhalt, in Kärnten, der Steiermark und vereinzelt auch anderswo auftaucht. Vor allem in Altbayern, im Osten der Steiermark sowie in Teilen Ober- und Niederösterreichs ist Geselchtes üblich (mit Lautvarianten wie Gselchts, Gsöchts u. a.). Die Bezeichnung leitet sich vom Partizip II des Verbs selchen ab, dem bairisch-österreichischen Wort für räuchern (DWB Bd. 16, Sp. 509). In Luxemburg schließlich wird dieses Fleisch überwiegend réi Ham genannt, also wörtlich ‘roher Schinken’ (LOD, WLM); Ham entspricht dem in rheinischen Dialekten verwendeten Wort Hame für ‘Schinken’ (RhWb Bd. 3, Sp. 172; vgl. niederländisch und englisch ham). In der Form Hamma wurde das Wort auch aus dem Wallis gemeldet (s. Schweizerisches Idiotikon zu schweizerdeutsch Hamme).