Du/Sie - vorangestellt

Vorangestelltes Du oder Sie + Vornamen oder Nachnamen in informeller Anrede (Fragen 6f und 6g)

Bei den Fragen 6 (f) bis 6 (g) ging es um eine ,doppelte Anrede‘ (in Form von Anredenominativen) in eher vertrauter privater Umgebung. Die grundlegende Fragestellung lautete auch dieses Mal: „Benutzt man an Ihrem Ort – im normalen, nicht scherzhaften oder ironischen Gebrauch – folgende Kombinationen von Anredeformen oder Formeln?“ Im Speziellen war nun danach gefragt, ob eine Anrede mit Sie oder Du und darauffolgendem Namen gebräuchlich ist:

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Sie, Frau [Nachname] (Frage 6f)

Ist an Ihrem Ort die Anrede „Sie, Frau Schneider, (haben Sie schon gehört, dass ... [o. Ä.])“ gebräuchlich (freundlich-neutral, nicht unhöflich)?

Eine Anrede mit Herr/Frau + Nachname ist nichts Ungewöhnliches. Nicht überall gebräuchlich ist hingegen eine Anrede mit vorgeschaltetem Sie. In satztopologischer Hinsicht ist diese Konstruktion insofern interessant, als vor dem Vorfeld gleich zwei Anredenominative stehen, und zwar ein pronominaler und ein nicht-pronominaler. Eine solche Anredeform ist zwar im gesamten deutschen Sprachgebiet bekannt, aber im Norden und Westen Deutschlands sowie in Luxemburg und Ostbelgien weitgehend „unüblich“. „Üblich“ und typisch ist sie vor allem in Süddeutschland und in der Schweiz, aber auch in Österreich, Liechtenstein und Südtirol.

 

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Du, [Vorname] (Frage 6g)

Ist an Ihrem Ort die Anrede „Du, Martin, (hast du schon gehört, dass ... [o. Ä.])“ gebräuchlich (freundlich-neutral, nicht unhöflich)?

Viel verbreiteter als die Anrede mit Sie + Herr/Frau + Nachname ist die Anrede mit Du + Vornamen. Auch hierdurch ist das Feld vor dem Vorfeld im Satz doppelt besetzt. Diese Anredeform im vertraulichen Gespräch wird aus dem gesamten deutschen Sprachgebiet als „üblich“ gemeldet. Gleichwohl ist auf der Karte wieder eine Nord-Süd-Teilung zu erkennen: Während diese Anredeform unterhalb der Mainlinie fast ausschließlich „üblich“ ist, antworteten viele Gewährsleute aus dem Norden und Westen Deutschlands sowie aus Luxemburg und Ostbelgien, dass sie (nur) „ab und zu“ vorkäme, vereinzelt sogar, dass sie „unüblich“ sei.