Frühstück am Arbeitsplatz

f4_02

Frühstück am Arbeitsplatz (Frage 2)

Das Frühstück am Arbeitsplatz wird nördlich des Mains allgemein als Frühstückspause oder (zweites) Frühstück bezeichnet. Im Süden gibt es dagegen eine klare – in Deutschland auffällig mit den Ländergrenzen übereinstimmende – Verteilung zwischen Vesper (Baden-Württemberg, aber auch in Mittelfranken), Brotzeit (Bayern), Jause (Österreich) und Znüni (Schweiz). Wie Znüni („zu neun") erklärt sich Neuner in Teilen Tirols als Hinweis auf die Uhrzeit (eine Zwischenmahlzeit am Nachmittag heißt in der Schweiz Zvieri, s. VWB, S. 906). Im Westen Südtirols heißt es einfach Pause.

Unter diesen Bezeichnungen gibt es zwei Entlehnungen aus anderen Sprachen: Vesper leitet sich vom lat. vespera ‘Abend(zeit)’ ab. Von der Tageszeit wurde die Bedeutung dann auf die eingenommene (Zwischen-) Mahlzeit verlagert – zunächst für die Mahlzeit am Abend, später dann offensichtlich auch für eine Zwischenmahlzeit am Vormittag. Das Wort Jause haben die Österreicher:innen aus dem Slowenischen übernommen: žina bedeutet ‘Mittags-, Nachmittagsmahl’; darin steckt das Wort júg ‘Süden’ – wie auch in dem ehemaligen Ländernamen Jugoslawien. (Es ist übrigens nicht ungewöhnlich, dass für Himmelsrichtung und Tageszeit dasselbe Wort verwendet wird. So konnte auch im älteren Deutsch das Wort Mittag mit der Bedeutung ‘Süden’ gebraucht werden. Die Formulierung „die Sonne stand am Mittag“ liest man noch in literarischen Werken des 19. Jahrhunderts.)

Gegenüber der WDU-Karte (1977, Kt 1-35) mit Daten aus den 1970er Jahren hat sich an der Gesamtverteilung kaum etwas geändert, nur Halbmittag (Südtirol) und Gabelfrühstück (Ostrand Österreichs), das im Fragebogen noch vorgegeben war, wurden uns nicht mehr gemeldet. Stark zugenommen haben allerdings im Norden, Osten und Westen die Meldungen für Frühstückspause, und zwar auf Kosten der Bezeichnung (zweites) Frühstück. Das vorliegende Kartenbild findet sich im Großen und Ganzen bestätigt in einer neueren Datenerhebung, der 700.000 Antworten zugrunde liegen (s. Leeman et al. 2018: 74–78).