Schorle, Cola, Limo (Genus)

Ein Substantiv hat im Deutschen immer ein grammatisches Geschlecht (Genus). Die Genuszuweisung ist im Deutschen von verschiedenen Faktoren gesteuert, vor allem formalen und semantischen. Formale Faktoren betreffen die Lautstruktur (z.B. eine Endung auf einen Vokal oder einen Konsonanten) und die Struktur der Wortbildung eines Substantivs (z.B. sind alle Substantive auf -heit, -keit oder -ung feminin). Semantische Faktoren hängen mit der Zugehörigkeit eines Substantivs zu einer Bedeutungsgruppe zusammen (so sind Bezeichnungen für hochprozentige Alkoholika typischerweise Maskulina). Die meisten Substantive haben ein festes Genus. Bei manchen Substantiven variiert das Genus jedoch, das Genus kann also nicht mit dem Wirken nur eines Faktors erklärt werden. Häufig gibt es dabei regionale Präferenzen für das eine oder andere Genus, d.h. in einer Region wirkt ein Faktor stärker, in einer anderen Region ein anderer Faktor. Dies lässt sich an den drei Karten zu den Getränkebezeichnungen Schorle, Cola und Limo zeigen.

Schorle (Genus) (Frage 7a)

Bei Schorle gibt es vor allem zwei Genera: Im größten Teil Deutschlands, in Ostbelgien, Luxemburg und zum Teil in Südtirol heißt es die Schorle. Für die Zuweisung des Femininums zu Schorle spricht, dass es ein mehrsilbiges Wort ist, das auf ein unbetontes -e (einen ,Schwa‘-Laut) endet, vgl. auch die Ratte (aber: der Ratz). In vielen alemannischen Gebieten, vor allem aber im Schwäbischen, heißt es auch bzw. eher das Schorle. Eine Erklärung könnte sein, dass das -le an die typisch schwäbische Verkleinerungsform denken lässt (wie in das Mädle)  – auch wenn die Etymologie von Schorle ganz anders ist–, und Substantive mit Verkleinerungsformen sind stets Neutra. Die maskuline Form, der Schorle, wurde nur ganz selten aus dem mittelrheinischen Gebiet gemeldet. (In Österreich und Südtirol ist das Wort Schorle unüblich – Mischungen mit Obstsäften heißen dort gespritzter XY-Saft.)

Cola (Genus) (Frage 7b) und Limo (Genus) (Frage 7c)

Limo und Cola sind beides Kurzwortbildungen aus relativ jungen Entlehnungen ins Deutsche: Limo ist die Kurzform des Worts Limonade, das Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen übernommen wurde (Pfeifer), und Cola ist die Kurzform des Markennamens Coca Cola, der zumindest in Deutschland erst mit der Einführung des Produkts im Jahre 1929 Verbreitung gefunden haben dürfte (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Coca-Cola). Bei der Genuszuweisung zu diesen beiden Substantiven stehen sich jeweils ein semantischer und ein formaler Faktor gegenüber. Für das neutrale Genus, also das Cola und das Limo, spricht ein semantisches Argument: In beiden Fällen könnte das Genus des Oberbegriffs, nämlich das Getränk, übernommen bzw. ,geerbt‘ worden sein. Für das Femininum bei Cola und Limo sprechen die Lautstrukturen, für die Cola die Endung auf -a (wie bei die Tuba, die Gala), für das Femininum die Limo die Struktur der Vollform, nämlich Limonade, die auf -e endet.

In beiden Fällen sind die femininen Formen am weitesten verbreitet. Das Limo wurde fast nur aus Altbayern sowie vereinzelt aus Tirol, dem Land Salzburg und Lothringen gemeldet. Das Cola ist dagegen in der Schweiz allgemein üblich und ebenso in Österreich, außer in Vorarlberg und in Teilen Kärntens. Während das Genus von Cola in Kärnten schwankt, ist es in Südtirol eindeutig feminin, wie im Italienischen auch. Das Cola kommt auch noch in Süddeutschland vor (meist erscheint es da als Zweitmeldung) sowie in Lothringen. Die aus dem Elsass und auch aus Lothringen gemeldete maskuline Form, der Cola, könnte auf den Einfluss des französischen le cola zurückzuführen sein