mit Absicht

13_2j_mit_Absicht

mit Absicht / zu Fleiß / extra (Frage 2j)

Der Nachbar mäht immer den Rasen, wenn wir auf dem Balkon sitzen, ich hab(e) das Gefühl, das macht er ...

Wenn betont werden soll, dass jemand etwas nicht zufällig tut, sondern bewusst, um etwas zu bewirken (und sei es nur, jemanden zu ärgern), sagt man vor allem in Ostdeutschland verbreitet, er mache das mit Absicht (als Substantiv zum Verb absehen ‘auf etw. abzielen’ – vgl. noch es auf etwas abgesehen haben, seit Mitte des 17. Jhs. belegt). Auch in der westlichen Nordhälfte von Deutschland und entlang des Rheins und in Franken noch weiter südlich ist dieser Ausdruck fast überall als Zweitmeldung verbreitet. Üblicher ist hier jedoch überall extra (er macht das extra). In der Schweiz und in Vorarlberg ist dies fast die einzige Variante, und auch in Baden, im Rheinland (vor allem westlich des Rheins), in Franken, in Teilen von Bayern und im Süden von Österreich dominiert extra; in Ostdeutschland halten sich extra und mit Absicht ungefähr die Waage. Extra geht auf lat. extrā, als Adverb in der Bedeutung ‘außerhalb’, als Präposition ‘außerhalb von, außer’ zurück, offenbar genauer auf den Ausdruck extrā ōrdinem ‘außerhalb der Ordnung’, der in deutschen Kanzleitexten des 16. Jhs. belegt ist, gelegentlich schon nur noch zu extra abgekürzt (Pfeifer). Aus extrā ōrdinem entstand ein lat. extrāōrdinārius, im Frz. extraordinaire. Beide Ausdrücke sind im Deutschen um 1700 belegt. Der jeweils erste Teil wurde als Adverb extra aufgefasst und auch in anderen Kombinationen produktiv verwendet (extra geben, Extrapost, extra fleißig) (Pfeifer). Aus der Verwendung im Sinn von ‘eigens, ausdrücklich, nur zu einem bestimmten Zweck’ (diese Größe muss extra angefertigt werden) entwickelte sich wohl der Gebrauch für ‘absichtlich’ (vgl. DFWB).

Im östlichen Teil von Schwaben (inklusive Bayerisch Schwaben), mit Ausläufern bis zur Oberpfalz, sagt man in dem hier angegebenen Beispielsatz dagegen mit Fleiß, in Niederbayern, Österreich und Südtirol zu Fleiß. Fleiß (ahd. flīʒ) bedeutet ursprünglich nicht nur ‘Arbeitseifer’', sondern ‘Eifer, Anstrengung, Sorgfalt’ in allgemeinerer Hinsicht; in den Ausdrücken mit Fleiß und zu Fleiß kommt dann vor allem die Bedeutung ‘Eifer’ zum Tagen. Der Aspekt, dass der Eifer in Fällen wie in unserem Beispielsatz speziell dazu eingesetzt wird, andere zu ärgern, kommt schließlich in der nur im Südwesten verstreut angeklickten Variante zuleid zum Ausdruck.