Tischtennisschläger

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Tischtennisschläger (Frage 3d)

Für das Holzgerät, mit dem man beim Tischtennis den Ball bewegt, ist in Österreich, der Schweiz und Westdeutschland ausschließlich das Wort Tischtennisschläger üblich, auch in Ostdeutschland ist diese Bezeichnung zumindest außerhalb von Brandenburg-Berlin sehr gebräuchlich. Wie die Sportart selbst folgt auch dieser Terminus dem Vorbild des Tennis. Dass im deutschen Tennis von Schläger statt (wie z. B. im Niederländischen) von Racket die Rede ist, geht auf die letzte große Purismus-Welle im Deutschen zurück: Im Kaiserreich wurde u. a. auch die Sportterminologie umfassend verdeutscht, oft auf dem Weg über die schriftliche Festsetzung der Regeln und ein zunehmend hierarchisch organisiertes Vereinswesen, aber auch über Fachzeitschriften und Handbücher. So setzten sich ziemlich schnell die meisten deutschen Äquivalente durch, die Robert Freiherr von Fichard – Verfasser eines mehrfach aufgelegten Handbuchs des Lawn-Tennis-Spieles (1. Aufl. 1887) und Vizepräsident des Deutschen Lawn-Tennis-Bundes – für die englischen Tennis-Termini vorgeschlagen hatte: Schläger statt racket, Einzel(spiel) statt single, Grundlinie statt side bzw. base line usw. Fichard empfahl diese Termini nicht nur in seinem Handbuch und in Fachzeitschriften, sondern auch in einem Artikel in der Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins (12 / Jan. 1897), in dem er sich außer auf die Turnier-Bestimmungen auch auf die Billigung „der maßgebenden englischen L.-T.-Association“ beruft (was ihm eine rügende Anmerkung der Schriftleitung eintrug, solche Befugnisse kämen einer englischen Gesellschaft nicht zu). Das DWB kennt diese Bedeutung von Schläger noch nicht, es verweist nur auf bestimmte Werkzeuge zum Schlagen und auf den „Raufdegen“ der Studenten. In Meyers Großem Konversationslexikon von 1905 ist dagegen im Artikel Lawn-Tennis schon die Rede von „besonderen Schlägern (Rackets)“, mit Verweis auf die Publikationen R. v. Fichards. Dass das Wort (Tennis-)Schläger nicht immer so selbstverständlich war, wie es heute wirkt, macht der fast gleichzeitige Alternativvorschlag von Wilhelm Rolfs (1882) deutlich: Ballklappe (s. Brand 326).
Tischtenniskelle wurde fast ausschließlich aus Ostdeutschland gemeldet, vor allem aus Berlin und Brandenburg, wo es gegenüber Schläger dominiert. Es handelt sich dabei um eine eher familiär-saloppe Bezeichnung, die sich wohl durch eine gewisse Ähnlichkeit des Tischtennisschlägers mit einer (Maurer-)Kelle erklärt.
Ein Schlaglicht auf die Spannung zwischen Unterschieden im Gebrauch und Annahme einer einheitlichen deutschen Sprache wirft übrigens die Diskussion über diese Variante bei LEO (6.1.2012).