Süßigkeiten
Süßigkeiten / Süßes / Nascherei / Naschzeug / Naschkram / Schnuck (-zeug) / Schnupp (-zeug) / Schleckzeug / Schlickersachen u.a. (Frage 1a)
Foto: privat
Dass Süßwaren wie Schokolade, Bonbons, Fruchtgummis etc., wie sie auf dem Foto zu unserer ersten Frage (1a) abgebildet waren, jederzeit griffbereit zur Verfügung stehen, ist in unserer heutigen westlichen Kultur fast etwas Alltägliches – sie werden nicht mehr nur zu Festen wie Weihnachten, Ostern oder Geburtstagen angeboten und verschenkt. Bis in die Frühe Neuzeit wurde allenfalls mit Honig gesüßt; Süßwaren aus Zucker galten im Mittelalter in unseren Breiten als Luxusartikel, den sich nur Adlige leisten konnte. Mit dem Anbau von Zuckerrohr in überseeischen Kolonien sowie der heimischen Zuckerrübe wurde Zucker auch für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich (Wikipedia: Süßwaren).
Die verbreitetsten Sammelbezeichnungen für solche Süßwaren, Süßigkeiten und Süßes, gehen auf das Adjektiv süß zurück, das in verschiedenen Formen in allen indoeuropäischen Sprachen vorkommt. Süßigkeiten ist – mit Ausnahme des Westens der Deutschschweiz und einigen Gebieten im Osten Österreichs – praktisch im gesamten deutschsprachigen Gebiet üblich. Süßes ist in Ostbelgien, der Mitte und dem Süden Deutschlands – mit gewissen Schwerpunkten – sowie in der Ostschweiz, Vorarlberg, der Mitte Österreichs und Südtirol gebräuchlich.
Eine weitere Gruppe von Bezeichnungen leitet sich vom Verb naschen ab, das von mhd. naschen, neschen ‘Leckerbissen, verbotene Liebesfreuden genießen’ kommt; ob dieses wiederum mit nagen zusammenhängt, ist unklar (vgl. Pfeifer ggü. Kluge). Nascherei heißt es u.a. in einem kleinen Gebiet von Unterfranken über Oberfranken bis zum Erzgebirge sowie in Niederösterreich und der Steiermark; aus dem Burgenland sowie auch aus der Steiermark wurde Naschzeug und ganz aus dem Norden Deutschlands gelegentlich Naschi gemeldet.
Das von Gewährsleuten im Sauerland angeklickte Schnuck und das aus Nordhessen gemeldete Schnuckzeug gehen auf das niederdt. Verb snukken zurück, dessen Bedeutung das Westfälische Wörterbuch als ‘naschen, Süßigkeiten essen’ angibt (WWb Bd. 5, Sp. 223; vgl. auch RhWb Bd. 7, Sp. 1659: schnucken). Das vereinzelt in der Pfalz angegebene Schnäges wird dagegen, wie das dazugehörige Verb und das Adjektiv schnäkig ‘wählerisch beim Essen’ (s. https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-3/f09b/), auf mhd. snöuken ‘heimlich gehen’ zurückgeführt (PfWb Bd. 5, Sp. 1226f., 1220; vgl. auch RhWb. Bd. 7, Sp. 1567 schnäuken: ‘hinter dem Rücken anderer sich etwas Wohlschmeckendes nehmen’); auch naschen verweist ja u. a. auf etwas Heimliches.
Lautlich ähnlich, aber wohl wieder anderen Ursprung sind die Varianten Schnupp und Schnuppzeug, die vereinzelt noch am Niederrhein und in Osthessen angeklickt wurde. Sie gehen auf das dialektale schnuppen zurück (RhWb Bd. 7, Sp. 1672), das dem niederl. snoepen entspricht (daher auch nl. snoep ‘Süßigkeiten’). Das EWN führt snoepen auf snappen ‘(be)greifen, zu fassen bekommen’ (vgl. schnappen) zurück.
In Ostfriesland und auch in Ostwestfalen (dort nur als Zweitmeldung) wird Schlickersachen verwendet; in einigen Regionen im Süden des Sprachgebiets, vor allem in der Westschweiz, in Schwaben und in Teilen (Süd-) Tirols wurde Schleckzeug angeklickt. Sowohl schlecken als auch s(ch)lickern (s. slikkeren ‘naschen, Süßigkeiten essen’, WWb Bd. 5, Sp. 66) sind zu mittelhochdt. slicken ‘schlingen, schlucken’ bzw. mittelniederl. slicken ‘schlingen, schlucken’ und gleichlautendem mittelniederdt. slicken ‘schlecken, lecken, naschen’ zu stellen, die wiederum mit lecken verwandt sind (Pfeifer).
Gutsies ist eine von mehreren möglichen Schreibweisen des Plurals von Gu(e)tse, Gutsje oder Guuzi, also von verschiedenen Lautformen der Substantivierung von gut, die im Südwesten des Sprachgebiets verwendet werden (vgl. https://www.atlas-alltagssprache.de/r11-f1k/); alle Meldungen für Gutsies stammen aus dieser Region.
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- 27.12.2023