Familienname Mehrzahl

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Familienname Mehrzahl: Wer? (Frage 7a)

Am Beispiel des verbreiteten Namens Müller wurde nach dem Gebrauch von Pluralformen von Familiennamen – in der Bedeutung ‘Mitglieder der Familie’ (mindestens zwei) – gefragt. Am weitesten verbreitet sind Pluralformen mit -s (vgl. Duden-Grammatik, S. 192). Nur in Südtirol, Österreich und Teilen Bayerns (v. a. Oberfranken und Oberpfalz) sind s-lose Pluralformen vorherrschend, jedenfalls in der Nominativform (Frage 7a).
Klare Unterschiede gibt es bei der Verwendung von Artikeln und Artikelformen. Im Norden Deutschlands (nicht im Rheinland) und auffälligerweise in Schwaben, im Allgäu, im Bernbiet und in Vorarlberg dominiert die artikellose Verwendung (Müllers). Ansonsten sind im Rheinland und im überwiegenden Teil des Sprachgebiets unterhalb einer Linie Köln–Erfurt jedoch Artikel üblich – wie auch bei der Verwendung von Vornamen (die Ruth, vgl. WDU 4-76). Bei den Artikelformen sind schließlich Vollformen (die Müllers, die Müller) von sog. klitischen Formen zu unterscheiden, die fast ausschließlich im Südwesten gebräuchlich sind. Formen mit d, einer Verkürzung des Pluralartikels, die sich an den folgenden Namen ,anlehnen‘, wurden vereinzelt aus der Schweiz gemeldet (d’Müllers, d’Müller). Ansonsten zieht sich vom Wallis durch die Schweiz, Liechtenstein, den alemannischen Teil Baden-Württembergs bis hinaus ins Südfränkische und Teile Rheinfrankens ein Gebiet, in dem ein altes Genitiv-s als Klitikon erhalten geblieben ist (’s Müllers). Auch bei dem -s in Müllers handelt es sich ursprünglich um eine Genitivendung (von „des Müllers (Familie/Leute/Jungen)“ her). Dieses -s wurde aber mit der Zeit immer mehr als Plural-s umgedeutet, worauf ja auch die kongruierenden Verbformen deuten (…Müllers sind nicht zuhause/daheim); hierin wird inzwischen auch der Ursprung der s-Pluralformen im Deutschen gesehen (Nübling/Schmuck 2010).

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Familienname Mehrzahl: Wo? (Frage 7b) und Familienname Mehrzahl: Wohin? (Frage 7c)

Neben den Nominativformen (auf die Frage „Wer?“) wurden auch die Formen nach den Präpositionen bei („Wo?“) und zu („Wohin?“) abgefragt. Die Verbreitungsgebiete der Form mit proklitischem ’s (bei/zu’s Müllers), der artikellosen Form (bei/zu Müllers) und der Form mit Artikel (bei/zu den Müllers) unterscheiden sich nur unwesentlich von den Verbreitungsgebieten der Nominativformen. Formen mit Präposition und Artikel, aber ohne Plural-s (bei die Müller, zu die Müller, zu (de)n Müller) wurden sehr viel weniger gemeldet als die entsprechenden Nominativformen. Neu hinzugekommen sind Varianten mit klitischem ’n (bei’n Müllers, zu’n Müllers), die sich nur vereinzelt finden, v. a. in Sachsen und Thüringen.
Da es hier in erster Linie um die Pluralformen ging, haben wir bei der Frage „wohin?“ nicht auch Fügungen mit nach statt zu (nach (den) Müllers) angeboten (und wurden von einigen Gewährspersonen aus diesen Gebieten auch gemeldet). In manchen Gegenden Nord- und v. a. Westdeutschlands sind diese allerdings verbreitet (vgl. unsere Karten zu/zum/nach Aldi, zu/zum/nach Peter (früher noch stärker, s. Blume 2002).

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