naschen/schlecken

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naschen/schlecken (Frage 10)

Die Karte zeigt Antworten auf die Frage, welches Verb man am jeweiligen Ort gewöhnlich verwendet, um zu beschreiben, „wenn Kinder (heimlich) ein wenig Süßigkeiten essen“. Das Wort naschen ist in allen deutschsprachigen Ländern außer der Schweiz bekannt und in den meisten Gebieten auch die gebräuchlichste Variante. Mit naschen verwandte Verben sind – mit ähnlichen Bedeutungen – in verschiedenen germanischen Sprachen üblich (z. B. dänisch gnaske ‘knabbern’, schwedisch snaska ‘naschen’). Sie lassen erkennen, dass es ursprünglich nicht nur süße Speisen oder Süßigkeiten waren, die man naschte. Dazu würde auch passen, dass naschen möglicherweise mit nagen verwandt ist (Pfeifer).

Allen anderen Varianten ist eine lautliche Eigenheit gemein: Sie beginnen mit schn- oder schl-. Im Süden des Sprachgebiets (vor allem im Osten und Süden der Schweiz, in Baden-Württemberg, in Südtirol, Kärnten und im Salzburgischen und darüber hinaus) ist schlecken sehr gebräuchlich, eine wohl aus lautmalerischen Gründen erweiterte Form von lecken (Kluge). Regional bevorzugt sind schlickern (im Nordwesten Deutschlands, aus der niederdeutschen Variante von (sch)lecken, s. DWB), schnausen (an der Mosel und in der Westschweiz), schneken und schnösen/schnökern (in Rheinland-Pfalz), schnucken (in Nordhessen) sowie schnuppen (am Niederrhein und in Nordfriesland, vgl. niederländisch snoepen ‘naschen’). All diese Formen sind lautmalerisch und scheinen das Geräusch zu imigieren, das beim Schmatzen bzw. beim Auskosten eines Geschmacks entsteht, wo (ähnlich wie beim Schlürfen) Luft in den Mundraum eingesogen wird, die die Geschmacksnerven anregt.

Eine unregelmäßige Verteilung zeigt die – zudem meist als Nebenform genannte – Variante schnabulieren, die im 16./17. Jahrhundert als scherzhafte Bildung zu Schnabel entstand (Duden-Etymologie, Pfeifer).