Blaubeere/Heidelbeere


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Blaubeere/Heidelbeere (Frage 1c)

Blaubeere
Foto: privat

Das abgebildete Beerenobst hat in den letzten Jahren wegen seines hohen Vitamingehalts in Gesundheitskolumnen und -blogs einen wahren Hype erlebt. Die Bezeichnungen für die Beere beziehen sich vor allem auf den Lebensraum der Beerensträucher oder auf ihr Aussehen.

In fast allen Gebieten des deutschsprachigen Raums – außer in Luxemburg, Ostbelgien, Südtirol sowie Teilen Österreichs und der Schweiz – ist es als Heidelbeere bekannt. Mit dieser Bezeichnung wird es in der Regel auch in Supermärkten vermarktet. Die erste Komponente, Heidel-, leitet sich aus dem Substantiv Heide und einem l-Suffix ab, wie es sich etwa auch in Eichel (zu Eiche) findet (Pfeifer). Die Bezeichnung verweist auf den natürlichen Lebensraum dieser Beere: Sie ist ein typisches Heidekrautgewächs. Zur Grundform Heide(l)beere gehören auch die beiden für die Deutschschweiz verzeichneten lautlich verkürzten Varianten Heubeere (die also nicht mit getrocknetem Gras zu tun hat) und Heiti. Sie können nur zwei der verschiedenen Lautvarianten im Schweizerdeutschen repräsentieren (vgl. KSdS, 144f.).

Für das Vegetationsgebiet der Moorheide verwendet man im Oberdeutschen das Wort Moos. Von diesem Wort leitet sich die Bezeichnung Moosbeere ab, die typisch ist für Tirol und den östlich angrenzenden Pinzgau. Als Waldbeere wird die Beere dagegen vor allem in Ostbelgien und im Siegerland bezeichnet.

Die wahrgenommene Farbe der Beeren schlägt sich in den Varianten Blaubeere und Schwarzbeere nieder. Als Blaubeere ist die Beere heute vor allem im Norden Deutschlands und in Bayern bekannt. Blau- bezieht sich dabei auf die Farbe, die sich in der heimischen Beere sowohl in der Schale auch im Fruchtfleisch befindet und die typischen Blauverfärbungen der Zunge verursacht. In den Supermärkten werden dagegen heute vorzugsweise Amerikanische Heidelbeeren verkauft, die größer (aber meist weniger aromatisch) sind als die heimischen Blaubeeren und nur in der Schale Farbstoffe enthalten. Als eher schwarz denn blau werden die Beeren da empfunden, wo man Schwarzbeere sagt: Das sind neben Südtirol der Süden des Salzburger Lands, Kärnten, teilweise auch die Steiermark und Oberösterreich und in Bayern vor allem die Oberpfalz und in Sachsen vor allem das Erzgebirge.

Aus nur wenigen Orten in Westfalen und Niedersachsen wurde die Variante Bickbeere gemeldet. Das Wort bikbere bzw. bekbere ist schon im Mittelniederdeutschen belegt; die Bedeutung und Herkunft von bik/bek ist in diesem Zusammenhang allerdings unsicher (DWDS). Ebenso unklar ist die Herkunft des Worts Wä(h)le, das an Mosel und Saar, vor allem aber im Hunsrück gebräuchlich ist (s. RhWb, PfWb), und der Variante Mollbeere (vgl. RhWb: Mollbäs), die aus Luxemburg und vereinzelt aus dem Mosel-Saar-Gebiet gemeldet wurde.