Schabe


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Schabe (Frage 4c)

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Foto: Lmbuga, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Das abgebildete Insekt wird zoologisch zur Familie der Schaben (Blattodea) gerechnet, die weltweit ca. 4.600 Arten umfasst, von denen wegen ihres Wärmebedarfs jedoch nur 15 in Mitteleuropa zu Hause sind (https://de.wikipedia.org/wiki/Schaben). Von diesen ist die abgebildete Deutsche Schabe (Blattella germanica) die häufigste (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Schabe). Obwohl sie in verschiedenen Sprachen als „Deutsche“ Schabe bezeichnet wird (German cockroach, cucaracha alemana, Duitse kakkerlak), stammt sie ursprünglich wohl aus Südostasien; sie kann tiefe Wintertemperaturen nicht überstehen, daher hält sie sich in Mitteleuropa immer in menschlichen Behausungen auf (https://en.wikipedia.org/wiki/German_cockroach).

Das Wort Schabe hängt mit dem Verb schaben zusammen. Schabe wurde im Mittelhochdeutschen zunächst die Kleidermotte genannt, also der kleine Falter, dessen Raupe Kleidung zerfrisst. Auch heute noch heißt die Motte in der Schweiz und Teilen Süddeutschlands Schabe (DUW). Später „steht Schabe als Gemeinschaftsname für ‘Holzwurm, Assel’ (16. Jh.) und anderes Kleingetier, dessen schädliche Wirksamkeit sich als schabendes, raspelndes Fressen darstellt“ (Pfeifer). Für das hier gemeinte Tier etabliert sich Schabe erst im 18. Jh. (ebd.), eine Rolle bei dieser Bedeutungsverschiebung spielte die venezianische Bezeichnung des Insekts, schiavo (Kluge). Schiavo bedeutete eigentlich 'Slawe'; als Benennung des Schädlings passt das Wort insofern in ein Muster, nach dem die Herkunft von Ungeziefer typischerweise in anderen (gern: benachbarten) Ländern verortet wird, vgl. weitere Bezeichnungen der Schabe: „Schwabe, Preuße (Baden, Schweiz), Russe (Schweiz, Tirol, Bayern, Böhmen, Obersachsen), Franzose (Trier, Lüneburg, Ostpreußen), Saks ‘Sachse’ (Estland)“ (Pfeifer).

Heute wird die Bezeichnung Schabe in Deutschland nur verstreut benutzt, etwas dichter sind die Meldungen südlich der Mainlinie und in Rheinland-Pfalz sowie Sachsen; nur in Graubünden dominiert diese Bezeichnung. Flächendeckend erscheint das Wort in unserer Karte ferner im größten Teil der Schweiz und im Süden von Baden im Kompositum Küchenschabe, das auf den bevorzugten warmen und futterreichen Aufenthaltsort hinweist und den Unterschied zu Schabe 'Kleidermotte' deutlich macht. Die Fachbezeichnung Gemeine Küchenschabe gilt allerdings für eine andere Art, die Blatta orientalis (Orientalische Schabe). Auch Kakerlak(e) bezeichnet offiziell eher diese Art (https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_K%C3%BCchenschabe), war aber in den Antworten zu unserem Foto überall außerhalb der Schweiz die häufigste Meldung. Dieses im 16. Jh. im Niederländischen und Niederdeutschen auftretende Wort ist nach Pfeifer „eine an der Nordseeküste entstandene germanisierte Form von span. cucaracha, einer Ableitung von span. cuca ‘Raupe, Schmetterlingslarve’, und gilt anfangs wohl für mit dem Südamerikahandel eingeschleppte Exemplare“, die Einstufung des Worts als „vorwiegend nordd. Bezeichnung“ (ebd.) gilt jedoch nach unserer Karte nicht (mehr).