atmen/schnaufen

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atmen/schnaufen (Frage 5c)

Vorgegeben war bei Frage 5c eine Beispielsituation: „Jemand liegt leblos am Boden. Man prüft, ob er noch schnauft /atmet / … .“ Gefragt war also nach dem (normalen) Einziehen und Ausströmen-Lassen der Luft. Die Gewährsleute haben keine weiteren als die beiden vorgeschlagenen Wörter genannt.

Die Karte ist eine von vielen, die im Großen und Ganzen eine Zweiteilung des deutschen Sprachgebiets an der sogenannten Main-Linie zeigen: Nördlich davon (auch westlich inklusive Ostbelgien und Luxemburg) sagt man in der Alltagssprache atmen, im Süden, ziemlich genau ab den Grenzen der Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg  und im Westen von der Pfalz an, heißt es dagegen überwiegend schnaufen; nur aus den östlichen Bundesländern Österreichs mehrheitlich sowie in einigen Gebieten Süddeutschlands vornehmlich an zweiter Stelle wurde (auch) atmen gemeldet. In der Schweiz, im Elsass und in vielen Orten Südwestdeutschlands wird nicht schnaufen, sondern schnuufen oder schnüüfen (ohne Diphthong) gesagt. Alle drei Formen leiten sich vom spätmhd. snûfen ab, das als oberdeutsche Nebenform zum mittelhochdeutschen und mittelniederdeutschen Verb snûben gesehen wird (DWB Bd. 15, 1206; Pfeifer); snûben ist wiederum Vorläufer des heutigen Worts schnauben. Schnaufen (wie auch schnauben) gehört „zu einer großen Gruppe von Bildungen, die die mit der Nase hervorgebrachten Laute, den Nasenschleim, das Niesen usw. bezeichnen“ – dazu gehören  etwa Schnauze, schniefen, schneuzen, Schnodder, schnuppern u. a. (Kluge, 819). Das Verb atmen hat eine vergleichsweise wenig interessante Etymologie: Es ist offenbar vom Substantiv Atem abgeleitet (Pfeifer).

Das Wort schnaufen ist natürlich auch im Norden und Westen bekannt, da aber in der speziellen Bedeutung ‘tief u. deutlich hörbar, geräuschvoll atmen’ (DUW); atmen ist also dort – sowie auch standardsprachlich – das Wort mit der allgemeineren Bedeutung.