Apfelschnitz/-spalte

Apfelschnitz/-spalte (Frage 1b)

12_1b_Apfelspeiterl

Foto: privat

Gefragt war – mit entsprechender Abbildung – nach der Bezeichnung für ein mit einem Messer geschnittenes ‘Stück eines Apfels’, das von Kerngehäuse und Stiel, also vom ‘Apfelrest’ (s. www.atlas-alltagssprache.de/r11-f1a), befreit ist. Zur Auswahl vorgegeben waren dabei zwei geläufige Bezeichnungen: Apfelspalte und Apfelschnitz (mit denkbaren Lautvarianten wie Appel-/Öpfelspalte u.ä. beziehungsweise Appel-/Öpfelschnitz u.ä.). Neben diesen beiden Leitformen wurden auch häufig Ausdrücke mit dem Wort Stück (Stück(chen) Apfel, Apfelstück) genannt, die für die Karte zusammengefasst wurden.

Apfelspalte und Apfelschnitz wurden etwa gleich häufig genannt. Apfelschnitz wurde vor allem in einem zusammenhängenden Gebiet von der Mitte Deutschlands (auch zum Teil Ostbelgien) über den größten Teil Süddeutschlands (außer den östlichen Gebieten Bayerns) bis zur Deutschschweiz, Liechtenstein und dem äußersten Westen Österreichs sowie Südtirols gemeldet. Apfelspalte ist dagegen zum einen im dialektal bairischen Südosten des deutschen Sprachgebiets üblich – in der Oberpfalz, Niederbayern und den angrenzenden Gebieten Oberbayerns, im größten Teil Österreichs (außer in Vorarlberg und im Westen Tirols) sowie in den meisten Orten Südtirols. Zum anderen ist Apfelspalte aber auch im Norden Deutschlands der weit überwiegend verwendete Ausdruck. Dort sind die Meldungen aber nicht so einheitlich wie in den beiden gerade genannten Großgebieten. Im Nordwesten Deutschlands sowie in den östlichen deutschen Bundesländern gibt es kleinere Gebiete und auch vereinzelte Orte, in denen häufiger Stück(chen) Apfel oder Apfelstück angegeben wurde. Fast ausschließlich aus Oberösterreich wurde Apfelspeigerl gemeldet. Bei Speigerl handelt es sich vermutlich um eine lautliche Nebenform zur Diminutivform Speiderl von Speidel (‘Keil, Span, Splitter’, s. DWDS; BWB, Bd. III, S. 557) mit einem für die Dialekte Oberösterreichs recht typischen Wechsel von d zu g (vgl. auch Riedel zu Riegel ‘Hügel’, Reidler zu Reigler ‘(eine bestimmte Art von) Drehknüttel’; Dank an Stephan Gaisbauer, Linz!).

Spalte ist ein Substantiv, das offensichtlich vom Verb spalten abgeleitet ist. Dieses Verb kann auf ein gemeinindoeuropäisches Verb mit der Bedeutung ‘spalten, abspalten, -splittern, -reißen’ zurückgeführt werden (Pfeifer). Schnitz ist ebenfalls eine Bildung zu einem Verb, nämlich schnitzen, welches wiederum aus schneiden hervorgegangen ist (es hat denselben Vokal wie im Präteritum- und Partizipstamm von schneiden, nämlich -schnitt- (Pfeifer). Apfelschnitz kann übrigens nicht nur das frisch geschnittene, sondern auch das für die Haltbarmachung gedörrte Obststück bezeichnen.