arbeiten/schaffen/hackeln (Broterwerb)


arbeiten (für den Broterwerb) (Frage 5g)

Die Karte zeigt die Verteilung des Gebrauchs des Verbs, mit dem das Verrichten von Arbeit zum Broterwerb beschrieben wird (vorgegeben war der Satz: „Sie …. immer von neun bis fünf.“).

In diesem Fall ist schaffen das übliche Wort im gesamten alemannischen Dialektgebiet (d.h. in der Deutschschweiz, in Liechtenstein, Vorarlberg, Baden-Württemberg, Bayerisch-Schwaben, Lothringen und im Elsass) und darüber hinaus – nördlich anschließend – auch in den rhein- und moselfränkischen (inklusive Luxemburg) sowie in den unterfränkischen Dialektgebieten. Am östlichen (Bayerisch-Schwaben) und nördlichen Rand dieses Gebiets (nördliches Rheinland-Pfalz sowie Rhein-Main-Region, auch in Südhessen und im Norden Baden-Württembergs) steht es aber häufig in Konkurrenz zum Wort arbeiten, das auch in allen anderen Regionen gebraucht wird. Es zeigt sich hier eine ähnliche Verteilung von schaffen und arbeiten wie auf der Karte, auf der es um Bezeichnungen für das Verrichten körperlicher Arbeit geht; in dieser Bedeutung wird in den zuletzt genannten Gebieten aber deutlich häufiger schaffen gesagt. Dort, also an den nördlichen und östlichen Rändern des schaffen-Gebiets, wird offenbar ein Unterschied in der Bedeutung gemacht, was auch damit zu tun haben kann, dass die Bezeichnung arbeiten für die Tätigkeit zum Broterwerb häufiger mit formelleren Kontexten in Verbindung gebracht wird.

In der Mitte und im Osten Österreichs taucht, meist als Zweitmeldung, neben arbeiten auch hackeln auf. Hackeln leitet sich von der Bezeichnung für schwere körperliche Arbeit mit Axt oder Beil ab (s. Duden online). Dass das alltagssprachliche Wort hackeln auch in formellen Zusammenhängen auftaucht und sich auch zur Bezeichnung für nicht-körperliche Arbeit entwickeln konnte (s. ÖWB), dürfte vor allem mit seiner Verwendung im Rahmen der sogenannten „Hacklerregelung“ zu tun haben (seit 2006 im ÖWB notiert); es handelt sich dabei um eine Regelung im Rahmen der Pensionsreform aus dem Jahr 2000, die es langzeitversicherten Beschäftigten ermöglichte, noch vor dem Regelpensionsalter in Pension zu gehen (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Hacklerregelung).

Bei arbeiten handelt es sich um eine Verbbildung zum althochdeutschen Substantiv arbeit (bzw. arbeiti), das ‘Mühsal, Plage, Anstrengung’ oder auch ‘Ertrag der Arbeit’ bedeutete. Das Verb schaffen, das ebenfalls regelmäßig gebildet wird (sie schafften, sie haben geschafft) lässt sich auf das althochdeutsche schwache Verb scaffōn ‘tun, bilden, zustande bringen, anordnen’ zurückführen; das im Infinitiv gleichlautende starke Verb schaffen (sie schufen, sie haben geschaffen) in der Bedeutung ‘etw. hervorbringen, bewirken’ geht auf ein anderes Verb zurück (ahd. skephen, vgl. zu alledem Pfeifer) wird überall verwendet.