langweilig / fad(e)

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langweilig / fad(e) (Frage 4g)

Im Gegensatz zur Wortbildung langweilig ist das Wort fade (mit der vor allem im Oberdeutschen apokopierten Variante fad) ein Lehnwort aus dem Französischen (Pfeifer; Kluge); fade bedeutete dort ‘reizlos, geschmacklos’ – und eben auch ‘langweilig’. Es geht wahrscheinlich auf lat. fatuus ‘albern, einfältig, geschmacklos’ zurück, wobei die Lautform jedoch einen Einfluss von sapidus 'schmackhaft' oder vapidus 'verdorben' annehmen lässt (Kluge, Pfeifer). Es scheint ein naheliegendes Phänomen zu sein, dass Wörter für den Geschmack von Speisen bzw. den Geschmacksinn in metaphorischer Übertragung für den menschlichen Geist und dessen Äußerungen und Zustände verwendet werden. In dieser letztgenannten Bedeutung („Was sagt man, wenn es nichts zu tun gibt und die Zeit nicht verstreichen will?“) ist fad(e) nur in Österreich (außer im Westen und in Teilen Kärntens und der Steiermark) und auch in Altbayern üblich (dort erscheint es allerdings meist nur als Zweitmeldung), während das Wort im Sinne von ‘geschmacklos (von Speisen)’ fast im gesamten deutschsprachigen Gebiet gebräuchlich ist (s. die AdA-Karte fad(e)/laff https://www.atlas-alltagssprache.de/r12-f4h). In der Bedeutung ‘abgestanden und mit wenig Kohlensäure (z.B. beim Bier)’ ist es wiederum auf den dialektal bairischen Sprachraum beschränkt, wobei es in Bayern mit lack konkurriert (s. die AdA-Karte schal / lack / fad / ausgeraucht / oterlos, https://www.atlas-alltagssprache.de/r13-f4i/).

Dass das Wort fad (in der apokopierten Form) häufig als ,typisch (ost-)österreichisch‘ wahrgenommen wird, kann sicher auch damit in Zusammenhang gebracht werden, dass es durch Liedtitel Wiener Kabarettisten und Sänger, wie z.B. „Weil mir so fad ist“ (Helmut Qualtinger) oder „Es ist so fad im Dezernat“ (Reinhard Fendrich), popularisiert worden ist.