mords (Verstärkung)


 

mords als Verstärkung (Fragen 3f, 3g und 3h)

Es ist häufig zu beobachten, dass zur Verstärkung von Begriffen Komposita mit bestimmten, für eine solche Verstärkung geeigneten Bestimmungswörtern gebildet werden, und dass die ursprüngliche Bedeutung dieser Bestimmungswörter dabei zunehmend verblasst, bis sie sich schließlich zu allgemein verstärkenden Präfixen entwickeln. So hat die Bedeutung von Affen- in Affenhitze und Affentempo nicht mehr viel mit der Bedeutung von Affe zu tun, bei Duden online gibt es einen eigenen Eintrag für das Präfix Affen-/affen- mit der Bedeutungsangabe "drückt in Bildungen mit Substantiven einen besonders hohen Grad von etwas aus" bzw. "drückt in Bildungen mit Adjektiven eine Verstärkung aus" (Letzteres etwa in affenstark).

Auch Mords-/mords- ist bei Duden online als ein solches Präfix (mit gleicher Bedeutungsangabe) aufgeführt. Der Ausgangspunkt dieser Entwicklung ist naheliegend, wenn man an Beispiele wie Mordsgeschrei, Mordsgeheul denkt - das DWB (XII, 2529) führt z.B. noch auf: "MORDGESCHREI, n. geschrei, das über einen verübten mord oder ein anderes todeswürdiges verbrechen erhoben wird" oder "mordgetümmel, n. getümmel beim mord, in der schlacht", kennt aber auch schon "mord in zusammensetzungen, als schelte für etwas äuszerst böses oder schlimmes, vergl. mordmähre, mordracker, mordschlag 2; sodann in verstärkungen, selbst derb lobenden, der volksmäszigen sprache, vgl. mordbrav, mordkerl" (mords mit Fugen-s stuft das DWB als mundartlich ein, s. DWB XII, 2529).

Als Verstärkung von Substantiven wie Hunger – was mit Mord ja nicht mehr viel zu tun hat - ist Mords- heute offenbar im ganzen deutschen Sprachraum üblich oder zumindest bekannt ("kommt manchmal vor") (Karte I). Was die Verwendung auch zur Verstärkung von Adjektiven angeht (mords(-)aufgeregt, Karte II), zeigen sich dagegen schon deutliche regionale Unterschiede: In der deutschen Südhälfte sowie in Teilen von Österreich sowie in Südtirol wurde auch hier häufig "üblich" angeklickt (und in der deutschen Südhälfte praktisch nie "unüblich"). Dagegen dominiert im Großteil der Schweiz und in vielen Gebieten der deutschen Nordhälfte in diesem Fall schon die Angabe "unüblich", nur ganz vereinzelt wurde hier "üblich" angeklickt. Genauer zu prüfen wäre natürlich noch, ob dieser Unterschied tatsächlich allgemein der zwischen Verstärkung von Substantiven und von Adjektiven ist, oder ob die unterschiedlichen Kartenbilder etwas mit den konkreten angegebenen Beispielen zu tun haben. Karte III bestärkt jedoch die Annahme, dass der Unterschied mit der Wortart des verstärkten Worts zu tun hat: Von der Verwendung als verstärkendes Präfix bei Adjektiven aus kann sich weiter eine Verwendung als freies verstärkendes Adverb entwickeln, das auch mit Verben kombiniert werden kann (ich bin mordsaufgeregt > ich bin mords aufgeregt > er hat sich mords aufgeregt / er regt sich mords auf – eine solche Entwicklung hat regional z.B. auch bei dem Verstärker urst stattgefunden, der als Steigerungsform aus dem Präfix ur- entstanden ist: Ich freue mich urst). Karte III zeigt, dass diese Entwicklung bei mords (Ich freue mich mords auf den Urlaub) klar auf den Süden von Deutschland (mit schwachen Ausläufern bis Österreich) beschränkt ist. Nur dort, wo auch mords aufgeregt als üblich betrachtet wurde, wurde auch ich freue mich mords als üblich oder wenigstens manchmal zu hören eingestuft (nur ganz wenige "manchmal"-Meldungen kommen auch noch in der Nordhälfte Deutschlands und in der Schweiz vor), im übrigen Sprachraum ist diese Verwendung offenbar unüblich. Auch in Süddeutschland und vor allem in Österreich gibt es aber Gebiete, in denen mords aufgeregt als üblich angesehen wird, aber ich freue mich mords als unüblich. Das Fugen-s, das nicht mehr in der Kompositionsfuge steht, lässt diese Form zunächst einmal als ungewöhnlich erscheinen, allerdings kann -s auch Adverbien kennzeichnen wie bereits oder links und rechts – oder auch öfters, durchwegs und weiters, die im Süden des Sprachgebiets bis in die Standardsprache hinein weiter verbreitet sind als im Norden (vgl. Variantengrammatik).