jetzet

jetzet (Fragen 3k und l)

Für die Fragen, auf die diese beiden Karten zurückgehen, war die folgende Situation angegeben: Eine Bäckereiverkäuferin hat gerade längere Zeit einen anderen Kunden bedient und gesehen, dass Sie schon längere Zeit warten, Sie will jetzt deutlich machen, dass Sie ihre volle Aufmerksamkeit haben.

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Die erste Frage (1 k) war, ob die Verkäuferin sich dann typischerweise mit einem Ausdruck wie „Jetza! / Jetzet! / ..“ an die Kunden/den Kunden wenden würde. In der Südhälfte Deutschlands, südlich des Mains und in der Pfalz, wurde dies fast überall als üblich eingestuft; auch in Österreich (außer im Osten) fanden die Informanten eine solche Anrede zumeist üblich. Im Osten Österreichs, in Südtirol, in der Schweiz und in der Nordhälfte von Deutschland wurde dagegen überwiegend nur angegeben, dies komme manchmal vor, und in diesen Gebieten (und auch im Elsass und in Lothringen) hat eine Reihe von Informanten auch angeklickt, dies sei an ihrem Ort unüblich.

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Dies ist bei der Betrachtung der zweiten Karte (Frage 1 l) in Erinnerung zu behalten: Die Gebiete, in denen die TeilnehmerInnen hier angeklickt haben, dass die Verkäuferin in der beschriebenen Situation Jetzt aber! sagen würde, sind größtenteils diejenigen, wo eine solche Anrede nach der ersten Karte nicht als allgemein üblich angesehen werden kann, sondern nach Ansicht der meisten nur gelegentlich vorkommt. Man könnte das/den scheinbaren Widerspruch so auflösen: Jetzt aber! würde man im Norden viel weniger häufig verwenden als im Süden Jetzat! Die Situation für Jetzt aber! würde im Norden eine längere Wartezeit oder einen zusätzlichen Kommentar der Kundin/des Kunden erfordern, etwa wenn sie/er schon einen vergeblichen Anlauf gemacht hat, ihre/seine Wünsche zu äußern.

Für den Kanton Bern und den Südwesten von Sachsen (Vogtland, Erzgebirge) gilt nach der ersten Karte dasselbe, hier würde das aber dann allerdings eher vorangestellt: Aber jetzt! bzw. Aber itzte!. Die Lautvariante itzt, die von Luther bis zum 18. Jh. allgemein dominierte, geht wie jetzt auf die Zusammenrückung von mhd. ie 'immer' und zuo ‘zu’ zurück (iezuo, itzo, ieze, iez), an die ab dem 13. Jh. ein -t angefügt wurde (iezet, iezt; s. DWB X, 2317). Die Aussprache mit j ist jünger als die mit i.

In Bayern und Württemberg, wo eine solche Anrede durch die Verkäuferin in der vorgestellten Situation dagegen allgemein üblich wäre, wird hier noch eine zweisilbige Variante von jetzt verwendet, wie auch in anderen Fällen, wo das Wort wie hier allein steht bzw. betont ist (z.B. auch in Kontexten, wo man in anderen Regionen etwa „So!“ sagen würde, um auszudrücken, dass etwas geschafft ist o.ä.). In Württemberg (und im südöstlichen Teil Badens) lautet diese zweisilbige Form jetzet, ansonsten eher jetzat, gelegentlich auch ohne j-. Die Form jetzat kennt man auch im Süden der Pfalz und in Österreich angrenzend an Bayern, während in anderen Teilen Österreichs und in Südtirol die Form jetza ohne -t angegeben wurde. In diesen Gebieten besteht aber weniger Einigkeit hinsichtlich der Frage, ob die Verkäuferin überhaupt so etwas sagen würde.