Kneifzange/Beißzange


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Kneifzange/Beißzange (Frage 2g)

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Foto: privat

Für das abgebildete Werkzeug, das man hauptsächlich verwendet, um Nägel herauszuziehen oder Draht abzukneifen, sind zwei Bezeichnungen üblich: Kneifzange und Beißzange. Die Karte zeigt eine Nord-Süd-Verteilung ungefähr entlang der bekannten ,Mainlinie‘ (bzw. dem ‚Weißwurstäquator‘), wie man sie von vielen anderen Kartenbildern kennt (z.B. Junge/Bub, ….). Kneifzange wird im nördlichen Teil (in der Nordhälfte Deutschlands, in Ostbelgien und Luxemburg) verwendet, Beißzange im südlichen Teil (in der Südhälfte Deutschlands, in Österreich, Liechtenstein, Südtirol und in der Deutschschweiz). Dialektal sind natürlich verschiedene lautliche Varianten möglich, z.B. Kniptang für Kneifzange im Niederdeutschen und Niederfränkischen oder Biisszange für Beißzange in der Deutschschweiz. In den Dialekten sind daneben weitere Bezeichnungen bekannt. So weist Karte 62 des Rheinischen Wortatlas für die ripuarischen Dialekte auch die Variante Petschzang (zu petschen ‘kneifen’) aus. Das entsprechende Verbreitungsgebiet ist auf unserer Karte völlig im Kneifzange-Gebiet aufgegangen, während der südliche Teil auf der Karte des RWA mit der heutigen Verbreitung von Beißzange übereinstimmt.

Der Vergleich mit einer älteren Karte – mit Daten, die hauptsächlich in den 1970er Jahren erhoben wurden (WDU III, 52) – zeigt zunächst einen sehr ähnlichen Nord-Süd-Gegensatz auf der alten wie auf der vorliegenden Karte. Allerdings sind zwei Unterschiede auffällig: Die WDU-Karte weist noch viele Meldungen (vor allem im Norden) für die nicht weiter differenzierende Bezeichnung Zange aus; diese tauchen auf unserer Karte nicht mehr auf. Des Weiteren fällt auf, dass die Variante Kneifzange etwas weiter nach Süden vorgedrungen ist: Wo der WDU etwa für Orte in Hessen und Thüringen vielfach noch den Gebrauch von Beißzange ausweist, ist jetzt fast nur noch Kneifzange zu sehen; darüber hinaus wird Kneifzange in vielen Orten in Süddeutschland und der Deutschschweiz als Zweit- oder auch schon als Erstvariante genannt.

Der Verbstamm kneif(en) in Kneifzange ist gewissermaßen die im 16. Jh. aufgekommene verhochdeutschte Form des (mittel-)niederdeutschen Verbs knīpen (s.o. Kniptang, vgl. auch dän. knibtang, norweg. knipetang); sie wird „im 18. Jh. häufiger und danach in der Literatursprache üblich“ (Pfeifer). (Eine andere Form des Verbs ist kneipen, hierauf geht wahrscheinlich die Bezeichnung Kneipe – s. die entsprechende AdA-Karte – für eine Gaststätte, in der man gedrängt sitzt oder steht, zurück.)

Das in Beißzange ersichtliche Verb beiß(en) ist ebenfalls ein gemeingermanisches Verb (Pfeifer). Das niederdeutsche Pendant zu beißen heißt bīten – eine *Bīttang gibt es allerdings nicht.