zu Hause/daheim

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zu Hause/daheim (Frage 2g)

Bei der Verwendung von zu Hause oder daheim z.B. in dem Satz Wir bleiben heute ... zeigt sich das Sprachgebiet wie sehr oft klar in zwei Teile geteilt: In der Nordhälfte von Deutschland und in Ostbelgien sagt man zu Hause, im übrigen Sprachgebiet daheim. Im Vergleich zu der häufigen Teilung auf der Höhe der „Mainlinie“ verläuft der Gegensatz in diesem Fall etwas weiter nördlich (allerdings immer noch erheblich südlicher als die Grenze zwischen niederdeutschem und hochdeutschem Dialektgebiet): Im Süden von Sachsen und Thüringen und fast in ganz Hessen dominiert schon die südliche Variante daheim. Nach Norden hin überwiegt in Sachsen und Thüringen dann zunehmend zu Hause, mit einem Übergangsgebiet, in dem beide Varianten üblich sind. Im Westen ist der Gegensatz schärfer und stimmt ziemlich deutlich mit der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz überein: Im Norden von Rheinland-Pfalz überwiegen an fast allen Orten die daheim-Meldungen, auch wenn zu Hause als Minderheitenvariante vorkommt. Nördlich der Landesgrenze spielt daheim dagegen überhaupt keine Rolle mehr.

Der Ausdruck zu Hause ist noch relativ durchsichtig. Schon das obligatorische Dativ-e am Ende weist aber darauf hin, dass es sich um eine festgewordene Fügung handelt, und Haus hat hier die speziellere Bedeutung ‘eigenes Heim’. Daheim kommt schon im Ahd. als Verbindung dār heime vor, wenngleich auch im Mhd. noch heime ohne voranstehendes in der Bedeutung ‘zu Hause’ verwendet werden konnte (s. DWB Bd. 2, Sp. 677; Lexer 1872 ff., Bd. 1, Sp. 1216). Das Adverb heime geht auf die Dativform des Substantivs Heim zurück (von ahd. heim ‘Wohnsitz, Heim, Heimat’, vgl. a. engl. home, schwed. hem ‘Zuhause’ u.a.). Die Voranstellung von da vor lokalen Präpositionen und Adverbien entspricht einem besonders im Mhd. häufigen Muster (Lexer Bd. 1, Sp. 410, Kluge , vgl. a. das Beispiel aus dem Nibelungenlied im DWB Bd 2 Sp. 650: dâ zen Burgonden was ir lant genant); die Zusammenrückung von da heim(e) begann nach Kluge im 12. Jh.

Im Vergleich zum Gebrauch in den 1970er Jahren (s. WDU Kt. I-29) ist die Verteilung praktisch unverändert, auch das Nebeneinander in Sachsen, Thüringen und Hessen erscheint stabil. Bemerkenswert ist nur, dass zu Hause in unserer Karte im oberdeutschen Gebiet – abgesehen von wenigen Zweitmeldungen im Wiener Raum – gänzlich inexistent ist, während in der WDU-Karte über Österreich verteilt zu Hause diverse Male als Erst- oder Zweitmeldung erscheint und auch ein paarmal in Süddeutschland verzeichnet ist. Hier scheint sich der eigene regionale/nationale Gebrauch noch weiter konsolidiert zu haben.