direkt

f7_11d

direkt (Frage 11d)

Die Verwendung des Wortes direkt als primär lokales Adjektiv/Adverb im Sinne von ‘geradewegs, unmittelbar’ (entsprechend lat. dīrēctus ‘(gerade) ausgerichtet’) ist im Deutschen allgemein geläufig. Diese Verwendung kann sich relativ leicht in Richtung einer temporalen Verwendung im Sinne von ‘umgehend, ohne weitere Verzögerung’ verlagern, wenn etwa aus „Ich fahre vom Büro aus direkt nach Hause“ (d. h. ohne Umweg) wird: „Ich fahre nach der Arbeit direkt nach Hause“ (d. h. ohne Umweg oder ohne andere Tätigkeiten zwischendurch).
Der vollständige Vollzug dieses Übergangs ist im Duden-Wörterbuch (DUW, 382; DGrWb 2, 824) mit einer zweiten Bedeutungsvariante berücksichtigt: ‘unverzüglich, sofort, ohne Aufenthalt’. Der rein temporale Gebrauch – in dem Beispielsatz „Wenn Du mir das heute noch schickst, schaue ich mir das morgen direkt an.“ ist gar keine lokale Komponente mehr im Spiel – erweist sich in der Karte jedoch als eine typisch (nord)westliche Erscheinung, mit schwächeren östlicheren Ausläufern: Im Saarland, in Luxemburg, im rheinischen Teil von Rheinland-Pfalz, im Rhein-Main-Gebiet, in ganz Nordrhein-Westfalen, im Emsland und in Ostbelgien ist dieser Gebrauch allgemein üblich (vgl. auch nl. direct, z.B. ik ben direct klaar ‘ich bin gleich fertig’); daran angrenzend weiter östlich mischen sich „üblich“, „neuerdings üblich“ und „unüblich“. („üblich“ ist mit abnehmendem Anteil von Niedersachsen und Schleswig-Holstein bis hin nach Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg verzeichnet, bzw. von Hessen bis Sachsen-Anhalt, mit einigen „neuerdings üblich“-Ausläufern in Sachsen). In Bayern, Baden-Württemberg, Österreich, Südtirol und der Schweiz wurde dagegen mit großer Mehrheit „unüblich“ angeklickt, in vielen Gebieten sogar ausschließlich.

(Dank an Stefan Kleiner für den Hinweis auf diese regionalen Unterschiede!)