Bonbon


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Bonbon (Frage 1k)

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Foto: Adam Zivern, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Für das ‘kleine, feste Zuckerwerk, das Kinder gern mögen’, gibt es eine Vielzahl regional eigener Bezeichnungen. Die 18 verzeichneten Varianten lassen sich zu acht Grundformen zusammenfassen:

Das in Deutschland am weitesten verbreitete Wort ist Bonbon, das im 18. Jahrhundert aus dem Französischen ins Deutsche übernommen wurde (Pfeifer). Es ist im ganzen Norden und in der Mitte Deutschlands die allein übliche oder zumindest dominante Form, wird aber auch in Franken, Altbayern und auch Schwaben verwendet. In Franken, Schwaben, im Elsass und in Lothringen ist die Lautvariante Bombo(n) geläufiger, und an der Nordseeküste bis nach Bremen und Hamburg die Form Bonsche. Ebenfalls aus dem romanischen Sprachraum entlehnt ist das Wort Kamell(e) (aus franz. caramel, span./portug. caramelo ‘gebrannter (Gersten-) Zucker’, vgl. RWA, 17), das vor allem in Luxemburg und in der Eifel verwendet wird, dialektal aber darüber hinaus noch im gesamten Großraum Köln üblich war (s. ebd.; Kamelle sind über die Grenzen dieses Gebiets hinaus bekannt als die Süßigkeiten, die bei rheinischen Karnevalsumzügen ins Volk geworfen werden). In Österreich und Südtirol, auch im schweizerischen Graubünden und im Südosten Deutschland entlang der deutsch-tschechischen Grenze bis hinaus ins Erzgebirge sind verschiedene Verkleinerungsformen von Zucker üblich: Züggi, Zückerli, Zuckerle und Zuckerl. Zucker ist ebenfalls ein Lehnwort, das vom Altindischen śárkarā bis zum italienischen zucchero, aus dem es ins Deutsche übernommen wurde, einen langen Weg zurückgelegt hat. (Zucker kam übrigens erst mit den Kreuzfahrern nach Europa und galt noch in der frühen Neuzeit als Luxusgut der Reichen, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Zucker.) In den alemannischen Gebieten Süd(west)deutschlands (einschließlich Bayerisch-Schwaben und sogar bis ins benachbarte Oberbayern hinein) sowie nördlich bis in die Pfalz und südlich auch noch in Vorarlberg, ist Gu(e)tsle üblich, was sich als Diminutivform der Substantivierung von gut erklären lässt (vgl. etwa DWbBS unter Gutse) – also praktisch dasselbe besagt wie das französische bonbon. Lautvarianten davon sind Guatl in Ober- und Niederbayern sowie Gutschen, Gutsje und Guuzi im Saarland.

Auf die Form der kleinen Zucker,klumpen‘ bzw. ,-bollen‘ heben die Bezeichnungen Klümpchen (im Süden Nordrhein-Westfalens sowie in Ostbelgien) und Bollchen (in der Mitte Deutschlands) ab. Ähnlich ist es mit den beiden in der Schweiz – neben Zückerli und Züggi und Bonbo(m) im Osten und Süden – hauptsächlich verbreiteten Varianten: Täfeli in den westlichen Kantonen und Zältli besonders im Kanton Zürich. Täfeli sind benannt „nach der in Stücke geschnittenen Zuckermasse“, Zältli lässt sich auf eine Verkleinerungsform von althochdeutsch zelto ‘flacher Kuchen’ zurückführen (KSdS). Spezifisch ostbelgisch ist die Bezeichnung Schick(e), die auf frz. chique ('Kautabak‘, im belgischen Französisch auch ‚Bonbon‘) zurückgeht. Das Wort wird auf ein lautmalerische Nachahmung des Kauens zurückgeführt (TLFi), in Frage kommt aber auch eine Erklärung über span. chicle (heute ‚Kaugummi‘), hinter dem das Nahuatl-Wort tzíctli 'Kauharz' steht (s. a. KDOB Kt. ‚Bonbon‘. Tschik in der österreichischen Bedeutung ‚Zigarettenstummel‘ (s. https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-1/f05/) erklärt sich mit einem Umweg über das Italienische, wohin dasselbe Wort in veränderter Bedeutung entlehnt wurde.

Die Bezeichnungen für diese Süßigkeit wurden bereits in den 1970er Jahren für den WDU und 2002 für die Pilotstudie des AdA erhoben. Schon 2002 war ein Rückgang kleinräumig verbreiteter Varianten festzustellen, der sich im Vergleich der vorliegenden Karte mit der damaligen weiter fortsetzt. So wird das in den 1970er Jahren im östlichen Niedersachsen, in Nordhessen und in Sachsen-Anhalt verbreitete Bollchen deutlich seltener und zumeist nur noch als Nebenvariante genannt. Auch Bonschen im hohen Norden, Klümpchen im südlichen Nordrhein-Westfalen und Kamelle im Kölner Raum und in der Eifel werden oft nur noch als Nebenvarianten genannt.