knusprig / kross / resch /rösch

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knusprig / kross / resch /rösch (Frage 4h)

Wenn man anerkennend ausdrücken will, dass ein frisches Brot eine schöne feste Kruste hat, so sagt man fast im gesamten deutschsprachigen Gebiet, dass es knusprig sei. Das Adjektiv leitet sich von knuspern ab, einem ursprünglich niederdeutschen lautmalenden Wort (s. WWb Bd. 3, Sp. 828; RhWb Bd. 4, Sp. 1076; NdsWb Bd. 7, Sp. 595), das erst um 1800 in der hochdeutschen Schriftsprache geläufig wurde (Pfeifer). (Im Märchen von „Hänsel und Gretel“ heißte es übrigens mindestens bis zur 7. Auflage der Grimm’schen Kinder- und Haus-Märchen knupert, nicht knuspert, s. DWDS)

Auffällig sind vor diesem Hintergrund die regionalen Verbreitungen dreier anderer Varianten: Im Norden Deutschlands sowie im Westen bis hinunter zum Mittelrhein verbreitet ist kross. In Schleswig-Holstein und im Norden Niedersachsen ist das Wort vielfach als häufigste Variante genannt. In den anderen Gebieten Norddeutschlands und am Mittelrhein erscheint es meist als zweithäufigste Variante; im Vergleich zu einer Karte aus den 1970er Jahren hat sich kross dort offenbar als neue Variante etabliert (WDU Bd. 4–23). Auch hierbei handelt es sich um ein ursprünglich niederdeutsches Wort (s. WWb Bd. 3, Sp. 990; RhWb Bd. 4, Sp. 1569; NdsWb Bd. 7, Sp. 975), das nach Kluge erst im 20. Jahrhundert in die hochdeutsche Schriftsprache gekommen ist. Allerdings lässt es sich schon in Kochbüchern aus der Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisen (DWDS [https://www.dwds.de/r/?corpus=dtak&q=kro%C3%9F]).

In den dialektal bairischen Räumen Bayerns und Österreichs (außer Tirol) ist resch gebräuchlich. Häufig wird das Adjektiv als Zweitvariante genannt, vor allem aus ober- und niederbayerischen Orten, aber auch als Erst- oder sogar als alleinige ortsübliche Variante. Resch gilt als „bairische Nebenform“ (Kluge) – mit zum e entrundeten ö – zu rösch, einer noch aus dem Elsass und Franken gemeldeten Form. Rösch (seltener auch resch) war in den 1970er Jahren noch in großen Teilen Baden-Württembergs verbreitet und auch in Franken und in Bayerisch-Schwaben noch üblicher; resch erscheint auf der Karte des WDU noch in fast allen dialektal bairischen Orten in Österreich als Hauptvarianten (vgl. WDU 4–23). Schon damals wurde die „Verwendung von rösch und Varianten“ allerdings als zurückgehend beschrieben (WDU 4: 20). Das Wort geht auf mittelhochdeutsch rösch(e), rosch zurück, wo es unter anderem ‘reißend; frisch, scharf; hart, spröde’ bedeutete (Lexer 1872ff., Bd. 2, Sp. 489); von da aus auf die Gestalt der Oberfläche von gebackenen Broten oder Fleischkrusten übertragen, konnte das Adjektiv die positive Konnotation des ideal geratenen Backwerks oder Bratens annehmen. Auf den Charakter einer Person gemünzt, z. B. eine resche (‘resolute’) Wirtin (ÖWB), kann die Konnotation allerdings wieder leicht ins Negative kippen.